Christophe Salin im Falstaff-Interview

Der Generaldirektor der Domaines des Barons de Rothschild stellte in Wien die Topweine des Unternehmens vor.

Christophe Salin, Generaldirektor von DBR (Lafite) kam als Gast einer Weinpräsentation persönlich nach Wien, um ausgewählte Spitzenweine der Domaines des Barons de Rothschild zu präsentieren. Die Probe führte von Frankreich von der Domaine d’Aussières im Languedoc bis nach Chile mit Los Vascos (Le Dix 2010) und Argentinien mit dem Topwein Caro 2010 um ihr fulminantes Finale beim großartigen Château Lafite-Rothschild (siehe Bild unten) aus dem Spitzenjahrgang 2009 zu erreichen. Als süße Zugabe wurden dann auch noch der feine Sauternes vom Château Rieussec 2009 gereicht.

Aus Anlass des Besuches sprach Falstaff-Chefredakteur Peter Moser mit dem international renommierten Weinmanager Christophe Salin über die aktuellen Entwicklungen im Hause Domaines Barons de Rothschild (DBR). Man versteht sich als Pionier: 1988 hat DBR mit Los Vascos in Chile begonnen, 1999 wurde in Argentinien Bodegas Caro gegründet und im Languedoc das Château d’Aussières im Corbières erworben. 2008 starteten die Domaines Barons de Rothschild (DBR) mit ihrem Weingutsprojekt in China, ein Weinberg mit rund 25 Hektar in Penglai in der Provinz Shandong namens Penglai Estate DBR-CITIC. Bereits fünfzehn Jahre davor hatte man einen ersten Plan geschmiedet in China zu produzieren, hatte diesen aber wieder fallen lassen.

Foto beigestelltFALSTAFF: Was waren die Beweggründe es nun doch mit China zu versuchen und welche Vorteile erwarten sie von einer Inlandsproduktion?
Christophe Salin: Wir hatten das Gefühl, dass nun die Zeit gekommen ist, auch in China aktiv zu werden. Wir haben uns das alles genau angeschaut, die entsprechenden Rebsorten und den Platz gewählt und nun haben wir die ersten Versuchsweine im Keller. Die Ergebnisse sind gut, aber noch nicht das was wir uns vorstellen, der Markt wird noch warten müssen, bis unsere ersten chinesischen Weine kommen.

Wenn es soweit ist, wo sollen die chinesischen Weine verkauft werden?
(schmunzelt) Das verkaufen wir natürlich komplett direkt in China – und der Rest wird halt exportiert. Aber im Ernst, das Projekt in China ist uns sehr wichtig, aber ob man dort große Weine machen kann, das werden wir vielleicht erst in 25 Jahren beurteilen können. Bis dahin wird sich vielleicht auch das Verständnis für Wein verbessern. Unlängst fragte mich ein chinesischer Weinhändler: »Warum produzieren sie nicht noch mehr von dem guten Lafite-Rothschild 1982? Von dem könnten wir jede Menge verkaufen.« Hier ticken die Uhren anders. Der Chinese will am Montag die Reben pflanzen, am Mittwoch ernten, am Donnerstag abfüllen, und am Freitag den Wein verkaufen. Aber wir wissen, so funktioniert das nicht.

Wie sieht denn aus ihrer Sicht aktuell der globale Weinmarkt aus?
Für die DBR mit ihrem recht umfangreichen Portfolio stellt sich das im Moment so dar. Ein Drittel des Weines wird in Europa abgesetzt, wobei wir uns weniger auf Frankreich konzentrieren, aber auch feststellen, dass aktuell im wichtigen Markt Deutschland wenig Bewegung ist, nach Russland geht leider aktuell gar nichts, ein Drittel geht nach Übersee und der Rest nach Asien, wo auch die besten Wachstumsmöglichkeiten liegen. Am schnellsten entwickelten sich für uns heute aber die Märkte in der Karibik.

Als Chef von Château Lafite-Rothschild müssen wir sie natürlich nach dem Jahrgang 2015 fragen. Worauf dürfen sich die Weinfreunde einstellen?
Normalerweise sind wir mit Kommentaren zum jüngsten Jahrgang immer zurückhaltend bis wir im Jänner die Jungweine erstmals eingehender verkostet haben. Aber soviel kann man schon jetzt sagen, es ist Grund zur Freude gegeben. Wenn unser Chefkellermeister Charles Chevallier während gesamten Erntezeit völlig gelassen und mit einem Lächeln im Gesicht herumläuft so wie heuer während der Weinlese 2015, dann kommt was Großes.

Dann freuen wir uns auf die En Primeurs und auf ein Wiedersehen in Bordeaux!
Und ich möchte Österreich noch ein Kompliment für die wunderbare Entwicklung seiner Weine machen. Ich hatte heute Gelegenheit, eine önologische Rundreise im Form einer kleinen Verkostung der neuen Generation von Weiß- und Rotweinen zu machen. Sie entsprechen meiner Einschätzung nach ganz dem Credo von Lafite-Rothschild: Eleganz gepaart mit Finesse.

Fasslager der Bodegas CARO / Foto beigestellt

Hintergrund: Die Domaines des Barons de Rothschild:
Seit 1962 festigte die Gruppe ihre Stellung rund um den Premier Grand Cru Château Lafite Rothschild durch den Erwerb von Château Duhart-Milon (4ème Grand Cru Classé de Pauillac), Château Rieussec (1er Grand Cru Classé de Sauternes) und Château L’Évangile (Pomerol). Später erwarb sie auch Güter außerhalb der Bordelaiser Region: Viña Los Vascos (Chile, 1988), Domaine d’Aussières (Languedoc, 1999) und gründete mit Partner Nicolás Catena die Bodegas Caro (Argentinien, 1999). Im Jahre 2008 gründeten die DBR (Lafite) ihr erstes Weingut in China und zwar in der Umgebung von Penglaï. Seit 1995 bieten die Domaines Barons de Rothschild (Lafite) eine Auswahl klassischer Bordeauxweine unter dem Namen Collection Barons de Rothschild (Lafite) an. Des Weiteren vertreiben sie die Weine von Château Paradis Casseuil und Château Peyre-Lebade (Bordeaux). Die Domaines Barons de Rothschild (Lafite) stützen sich auf ein weltweites Händlernetz von über 80 Vertriebspartnern, bei denen die auf insgesamt 1.200 Hektar eigenem Reblands erzeugten Weine erhältlich sind.

(von Peter Moser)

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