Christoph Wagners Universität der Genüsse

Philosophisch-humorvolles Kompendium über die Kultur(geschichte) des Kochens und Genießens.

Christoph Wagner war einer der legendärsten Restaurantkritiker und einer der fleißigsgten Kochbuchautoren Österreichs. Als Herausgeber des Gault Millau und Journalist bei mehreren landesweit bedeutenden Medien übte er stets faire Kritik an Köchen und Gastronomen. Immer mit dem nicht ganz uneigennützigen Ziel, selbst einfach gut Essen zu können. Aber Wagner war nicht nur Kritiker und Rezeptesammler, sondern machte sich auch Gedanken über Genusskultur, Hintergründe, Geschichte und die Entwicklung der »Feinschmeckerei«. Wie seine Witwe Renate Wagner-Wittula im Gespräch mit Falstaff erzählt, war Christoph Wagner bei manchen Projekten nicht voll intellektuell gefordert. Alles was ihn über das Tagesgeschäft hinaus beschäftigte, sammelte er und schrieb seine Gedanken nieder. 

Meisterwerk der Gastrosophie
Renate Wagner-Wittula komponierte aus dem literarischen Nachlass von Christoph Wagner ein Meisterwerk der Gastrosophie. Darin enthalten sind publizierte Texte aus allen Schaffensperioden, beginnend mit Beiträgen für die sozialistische Wochenzeitung Salto, die unter Wagners Pseudonym Bert Bauch erschienen sind. Der Großteil des eben erschienen Werks besteht aber aus bislang unveröffentlichen Texten. Es war ein Herzensprojekt von Christoph Wagner, der über ein Jahrzehnt bis zu seinem Tod Material gesammelt und Texte verfasst hat. Dass das humorvoll-philosophische Werk nun veröffentlicht wurde, ist nicht nur Renate Wagner-Wittula zu verdanken, sondern auch dem Haymon Verlagschef Markus Hatzer, der Christoph Wagner seinerzeit versprochen hatte, das gastrosophische Kompendium zu publizieren. Obwohl es Wagner nicht fertigstellen konnte, hielt Hatzer sein Wort und die Herausgeberin sorgte dafür, dass es kein unvollendetes Werk blieb. Es gehört aber zur Geschichte des Buches dazu, dass manche Kapitel – wie zum Beispiel über Pilze oder Paradeiser – sehr ausführlich sind, während andere knapper behandelt werden.

Ist Gott ein Gourmet?
Christoph Wagner begab sich bei seinen Recherchen auf die Suche nach dem Geschmack Gottes, philosophierte über Genuss zwischen schwärmerischer Verklärtheit und »Kellnersekkierens« und ging auf Sir John Falstaff und die Anarchie der Sinne ein. Die europäische Esskultur wird von der barocken Tischgesellschaft ausgehend beleuchtet und die Identität der österreichischen Küche wird hinterfragt. Abgerundet wird das Werk mit einer kleinen Rezeptsammlung. Beispielhaft sei hier das Rezept für Gratinierte Pilzkappen angeführt.

© Haymon VerlagUniversität der Genüsse
Christoph Wagner
552 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
herausgegeben von Renate Wagner-Wittula
www.haymonverlag.at


In seinen letzten Lebensjahren war Christoph Wagner Mitglied des Falstaff-Autorenteams. Zur Erinnerung gibt es einige seiner Texte links zum Nachlesen (Mehr zum Thema).

Zum Nachruf von Christoph Wagner

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
Autor