Christina Meinl in ihrer Kaffee-Akademie

Christina Meinl in ihrer Kaffee-Akademie
© www.sebastianfreiler.com

Christina Meinl for President!

INTERVIEW: Die Wiener Kaffee-Expertin übernimmt die Präsidentschaft der Specialty Coffee Association und berichtet über Trends aus der Kaffeewelt.

Die Specialty Coffee Association (SCA) ist ein international schwergewichtiger Mitgliedsverband mit Tausenden von Kaffeeprofis – von Kaffeebauern über Maschinenhersteller bis hin zu Röstern und Baristas. Christina Meinl, im gleichnamige Kaffee-Imperium für Innovationen und Digital Marketing zuständig, übernimmt mit Jahresbeginn 2020 die Präsidentschaft der in weltweit über 100 Ländern tätigen Organisation und ist somit federführend an der Weiterentwicklung von Kaffeekultur und Nachhaltigkeitsprojekten beteiligt. Im Falstaff-Talk erzählt sie von den Herausforderungen, Trends und CO2-Footprint.

Falstaff: Wie bereiten Sie zuhause Ihren Kaffee zu?
Christina Meinl: Unterschiedlich. Ich verwende eine kleine Espresso-Maschine, aber auch eine French Press, für mehr Gäste. Ich teste zuhause auch immer wieder neue Systeme.

Wieviel Kaffee trinken Sie am Tag?
Sehr viel! Mit meinem Mann trinke ich sogar vor dem Schlafengehen noch einen Espresso.

Trinken Sie Kaffee auch »To Go«?
Ich ziehe eine Tasse vor, das ist für den Kaffee immer besser. Ich habe aber auch einen reuseable Becher, der ganz selten mal zum Einsatz kommt. Aus dem Pappbecher trinke ich nur, wenn ich muss.

Sie übernehmen mit Jahreswechsel die Präsidentschaft der SCA. Welche Aufgaben und Herausforderungen kommen auf Sie zu?
In der Organisation gibt es einen Fünfjahresplan, der von den Mitgliedern beschlossen wurde. Da sind Themen wie Nachhaltigkeit, Ausbau der Coffee Community und mehr Diversity festgelegt. Diversity ohne Quotendenken. Es ist sehr spannend, wenn durch unterschiedliche Menschen aus anderen Ländern unterschiedliche Perspektiven an einen Tisch kommen. Auch die niedrigen Kaffeepreise und Anstrengungen für mehr Profitabilität für Farmen sind Themen. Bei Profitabilität geht es nicht darum, Gewinne zu maximieren, sondern den Farmern ein einigermaßen normales Auskommen zu sichern.

Was möchten Sie Ende 2020 erreicht haben, wie soll man Sie als Präsidentin in Erinnerung behalten?
Ich möchte sagen können, dass ich die Community ausgebaut habe und dass ich die Sustainability weiter entwickelt habe. Ich möchte sagen können, dass ich gut auf die SCA aufgepasst habe. Jedes Mitglied muss sich in der Community verstanden fühlen. 

Wie kann ich als Konsument nachvollziehen, wie nachhaltig mein Kaffee tatsächlich ist? Welchen Gütesiegeln kann man vertrauen?
Fairtrade und UTZ sind international anerkannt und gute Indizien. Der Druck der Konsumenten ist da, Nachhaltigkeit wird eingefordert. Am ehesten geht es aber darum, einer Firma zu vertrauen, einem Brand zu glauben.

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Welche Kaffeetrends haben Sie bei ihren Reisen zu Coffee-Festivals aufgespürt?
Qualität und Expertise steigen global. Der Konsument forder hochqualitativen Kaffee in allen Bereichen. Single Fram Origins, Microlot Roastings und saisonale Aspekte wie Jahrgänge beim Wein mit regionalen Besonderheiten sind wichtig. Die Awareness, dass es unterschiedliche Brühmethoden gibt, wird immer ausgeprägter. Konsumenten haben immer mehr Wissen, das sie sich u.a. in Workshops wie bei uns in der Kaffeeakademie aneignen. Cold Brew ist ein Riesen-Thema, in den USA wird schon mehr kalter Kaffee getrunken als heißer. Das wird der moderne Energy Drink! Nitro Brew ist auch ein wichtiger Trend (Anm.: Dem Kaffee wird Stickstoff zugesetzt). Das ergibt ein cremiges Mundgefühl, wie beim Guinness Bier. Durch die Klimaerwärmung wird es neue Origins geben.

Das Thema Frische wird bei Kaffee wenig diskutiert. Wie wichtig ist es für Sie?
Grüner Kaffee ist länger haltbar, gerösteter Kaffee ist nur in einer Vakuum-Verpackung bis zu 18 Monate haltbar. Wenn die Packung einmal offen ist, sollte der Kaffee binnen weniger Tage aufgebraucht werden. Bereits gemahlener Kaffee verliert noch schneller an Geschmack, deshalb mahlen wir immer frisch, Stichwort »grind on demand«.

Mögen Sie Cocktails mit Kaffee? Ihr Favorit?
Ich trinke gerne Cold Brew mit Tonic, auch mit Gin. Cold Brew eignet sich am besten zum Mixen, gerne auch mit Ginger Beer, Orange gespritzt oder mit Prosecco.

Auf welche Innovationen aus dem Hause Meinl dürfen wir uns freuen?
Es wird weitere JM Originals geben, das sind Limited Single Farm Editions. Fix im Programm sind der Red Door Blend und Vienna XVI. Darüberhinaus haben wir den Jane Goodall Kaffee mit CO2-neutraler Verpackung. Wir setzten in Zukunft noch mehr auf Nachhaltigkeit, auf kompostierbare Kapseln und To-Go Becher. Es wird weiter Richtung CO2-Neutralität und Zero Waste geforscht.

»Ich bin die fünfte Generation von Julius Meinl, wir freuen uns auf die nächsten fünf Generationen.«

Bernhard Degen
Autor
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