Chenin blanc: Südafrika gegen Frankreich

Gedeckte Probe von 28 der besten Chenin blancs der Welt mit überraschenden Ergebnissen.

Die führenden deutschen Weinjournalisten Mario Scheuermann und Eckhard Supp haben eine spannende Chenin blanc-Vergleichsverkostung abgehalten. 28 der besten Chenin blancs aus Südafrika und von der Loire wurden verdeckt verkostet und die Ergebnisse sind durchaus überraschend.

Die hierzulande wenig beachtete Rebsorte wird weltweit immerhin auf etwa 54.000 Hektar angebaut. Satte zwei Drittel davon befinden sich in Frankreich und Südafrika.

Scheuermann führt das geringe Interesse an Chenin blanc einerseits auf die altmodische Ausbauart an der Loire zurück, viele Weine seien in ihrer halbsüßen bis süßen Stilistik nicht mehr zeitgemäß. In Südafrika habe man den Chenin blanc wiederrum jahrzehntelang als Massenträger für Billigweine missbraucht. Erst Ende der 1990er gab es ein radikales Umdenken und mittlerweile zählen die Cape-Chenins zu den besten Weißweinen der Welt. In der von Supp organisierten Probe setzten sich die Südafrikaner eindrucksvoll durch, am Siegertreppchen standen ausschließlich Weine aus Stellenbosch, der beste Franzose kam erst auf Rang sechs.

Hier die bestbewerteten Weine von Mario Scheuermann:

2009 Chenin blanc de Trafford (Stellenbosch)
15 % vol. Alkohol, Strohgelb. Nase ziemlich perfekt, komplex aber verhalten. Am Gaumen sehr harmonisch, dezenter Holzausbau, sehr balanciert zwischen reifer tropischer Frucht, Tannin und Alkohol. Sehr lang und nachhaltig. Konzentration pur, sehr mineralisch. Ein wuchtiges Kraftpaket. 94

2009 Chenin blanc Reyneke Organic Wines (Stellenbosch)
14 % vol. Akohol, Strohgelb. Nase mit verhaltener Würze, etwas rauchig, speckig. Wenig Frucht. Am Gaumen sehr ausgewogen, deutlich mehr Frucht als in der Nase. Schöne Säure, perfekt gemacht. Etwas geröstete Haselnuss. Lang und nachhaltig. Tiefer Abgang. 93

2008 Chenin blanc Vineyard Selection, Kleine Zalze (Stellenbosch),
14,5 % vol. Alkohol. Goldgelb. Schöne reife, ölige Nase, würzig, reife gelbe Früchte. Am Gaumen sehr ausgewogen, harmonisch, reif, sehr lang und nachhaltig, leichte Restsüsse, schöne helle Tabakaromen. 93

2001 Saumur, Château du Hureau (Saumur)
13 % vol. Alkohol. Sattes strohgelb bis helles goldgelb. Schöne reife Nase, würzig, Heublumen, etwas Dörrobst. Am Gaumen sehr trocken, schon etwas mürb und sehr reif, erste zarte Oxydation in Richtung Sherry aber jetzt sehr angenehm und auf dem letzten Punkt der Finesse. 91

Alle Verkostungsnotizen bei:

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Bernhard Degen
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