Château Palmer

Château Palmer
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Château Palmer in Golling: bis zu 99 Punkte

Weinguts-Boss Thomas Duroux musste Corona-bedingt aus der Ferne teilnehmen. Vom ultrararen Vin Blanc de Palmer bis zum 2009er Château Palmer mit dem Tageshöchstwert.

Die Familie Döllerer organisierte Anfang Oktober eine Verkostung sowie ein Gala-Diner rund um die feinen Weine von Château Palmer aus Margaux in Bordeaux. Leider war es unter den Corona-Bedingungen den Vertretern des Weingutes nicht wie geplant möglich, die Reise nach Salzburg anzutreten, der Tennengau ist aktuell besonders stark betroffen und so ließ es sich der Weinguts-Boss Thomas Duroux nicht nehmen, persönlich via Live-Übertragung zwei Stunden durch das gesetzte Tasting in der Döllerer-Enoteca in Kellau bei Kuchl zu führen.

Ultrararer Vin Blanc de Palmer

Falstaff-Sommelier des Jahres 2014 Alexander Koblinger unterstützte und übersetzte fachkundig die Ausführungen zu den exklusiven Weinen des Troisième Grand Cru Classé. Den Anfang machte der ultrarare Weißwein, der Vin Blanc de Palmer, der aus mehreren seltenen Rebsorten komponiert ist, die man einst auch in Bordeaux kultivierte. Die Cuvée 2018 besteht aus

  • 50% Muscadelle
  • 35% Loset und
  • 15% Sauvignon Gris

und ergibt einen finessenreichen Weißwein mit exotischer Aromatik.

Alter Ego

Den Einstieg in die Rotweinwelt von Château Palmer bildete der Alter Ego aus 2015, ein Wein, dessen Reben auf leichteren Böden aus Sand und Kies wachsen, hier wird traditionell etwas früher geerntet als beim Grand Vin. Der 2015er präsentierte sich bereits gut entwickelt und ist ein toller Speisenbegleiter.

Château Palmer Spitzenquartett von 2008 bis 2011

Dann folgte eine Serie von Château Palmer, nämlich das Spitzenquartett von 2008 bis 2011. Eine besondere Rarität war der »Historical XIXth Century Wine« L 20.13. Dieser folgt einer um in der Zeit der Reblauskatastrophe entstandene Idee, die damals eher schwachbrüstigen Weine aus Bordeaux mit stoffigem Syrah aus dem Rhônetal etwas aufzupeppen. Erstmals im Jahr 2004 als Vin de Table française unter dem Namen »Historical XIXth Century Blend« herausgekommen, der Name wurde später leicht abgeändert. Die Cuvée besteht aus 42,5 Prozent Cabernet Sauvignon und 42,5 Prozent Merlot von Palmer plus 15 Prozent Syrah von der Rhône. 100 Kisten vom ersten Jahrgang gab es, es folgten bisher die Jahrgänge 06, 07, 10, 13 und 14, zuletzt waren es bereits 4000 Flaschen.

Cuisine Alpine

Bei der abendlichen Gala im Rahmen der »Winzer-Begegnungen« in Döllerers Genusswelten in Golling setzte Starkoch Andreas Döllerer diese Weine nach einem feinen Aperitif mit Champagne Lallier R 015 gekonnt in einen Kontext mit seiner Cuisine Alpine. Das unbestrittene Highlight war das Hirschkalb aus den Hohen Tauern, begleitet von den legendären Palmer-Jahrgängen 2000, 2005 und 2009.

www.doellerer.at 

Hochkarätige Verkostung bei Döllerer
© Peter Moser
Hochkarätige Verkostung bei Döllerer

2018 Vin Blanc de Palmer - 94 Punkte
Sehr Helles Gelbgrün, Silberreflexe. Zarte gelbe Tropenfrucht, frische Nuancen von Ananas, Papaya, florale Noten, Limettenzesten. Saftig, elegant, feine Extraktsüße, zart nach Kokos und Pfirsich, angenehmer Fruchtkern, bleibt gut haften, salziger Nachhall, ein Hauch von Karamell im Rückgeschmack.

2015 Alter Ego (52% ME/42% CS/ 6% PV) - 95 Punkte
Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, breitere Randaufhellung. Feine Edelholzwürze, zart nach Vanille, frische dunkle Herzkirschen, von rauchigen Nuancen unterlegt. Straff, saftig, engmaschige dunkle Beerenfrucht, präsente, gut tragende Tannine, feine pfeffrige Würze im Abgang, bereits zugänglich, sicheres Potenzial für die nächsten zwanzig Jahre.

Palmer Historical XIXth Century Wine L.20.13 - 93 Punkte
Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, breitere Ockerrandaufhellung, Zart blättrig unterlegtes rotes Waldbeerkonfit, florale Nuancen, ein Hauch von Dörrfeigen, heller Nougat, Mittlere Komplexität, straffe Textur, präsente Tannine, frisch, mineralisch, noch sehr jung, straffer Abgang, salziger Nachhall. Ein exotischer Wein, nicht unbedingt für ausgewiesene Bordeaux-Fans.

2011 Château Palmer - 95 Punkte
Sehr dunkles Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe, zarter Ockerrand. Attraktives dunkles Beerenkonfit, ein Hauch von Heidelbeeren und Feigen, angenehme Würze, dunkle Mineralität, Komplex, straff, engmaschig, schwarze Beerenfrucht, feine kühle Nuancen, schokoladig im Abgang, pfeffriger Touch im Nachhall, sicheres Reifepotenzial, ist noch nicht ganz entwickelt.

2010 Château Palmer - 98 Punkte
Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe, zarter Ockerrand. Feine exotische Gewürze, schwarze Frucht, Brombeeren und Lakritze, Mandarinenzesten, Edelholz, facettenreiches Bukett. Kraftvoll, extraktsüß, reife schwarze Waldbeeren, präsente, tragende Tannine, eine noble Textur, die sich von vorne bis hinten durchzieht, hat seine erste Trinkreife noch nicht erreicht, tolle Länge, sicheres Zukunftspotenzial. Sehr vielversprechend, hat punktemäßig noch weitere Luft nach oben.

2009 Château Palmer - 99 Punkte
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, dezente Ockerrandaufhellung, einnehmende Würze, zart nach Lakritze, Brombeerkonfit, florale Nuancen. Ungemein komnplex, dunkle Kirschenfrucht, komplex, volle Frucht, reifer Charakter, mit charmanten reifen Tannin, feine Extraktsüße, enorme Länge und großer Druck, ein Wein gebaut für viele Jahrzehnte, bereits sehr verführerisch, war von Anfang an sehr zugänglich und wird dies über Jahrzehnte wohl auch bleiben.

2008 Château Palmer - 94 Punkte
Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, dezente Randaufhellung, zart floral unterlegte Kirschenfrucht, dezente Edelholzwürze, ein Hauch von Nougat, Kräutertouch, feines, typische Bukett. Mittlere Komplexität, feine rotbeerige Nuancen, dezente Tannine, die gut eingebunden sind, bereits gut antrinkbar, wirkt etwas altmodisch, ein eleganter Speisenbegleiter.

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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