Das renommierte Weingut Cheval Blanc in Bordeaux

Das renommierte Weingut Cheval Blanc in Bordeaux
© Cecile Burban

Château Ausone und Cheval Blanc verlassen Klassifikation

Paukenschlag in Bordeaux: Die beiden Weltklasseweingüter Château Ausone und Château Cheval Blanc treten aus der Klassifikation aus.

Genug ist genug. Seit der letzten Neuauflage der Revision der Klassifikation der Weingüter in der noblen Anbauzone von St. Emilion im Jahr 2012 sind die Gerüchte nicht zur Ruhe gekommen. Und nun entlädt sich der aufgestaute Ärger ausgerechnet bei den beiden prominentesten Vertretern und Erzeugern der größten Weine dieser Region an Bordeaux rechtem Ufer. Die Legenden Château Ausone und Château Cheval Blanc verlassen die Klassifikation!

Bei der nicht unumstrittenen Neuauflage im Jahr 2012 war es zu einigen Umschichtungen und Aufrückungen im Klassement von St. Emilion gekommen, welches die Weingüter in drei Kategorien einteilt. Zunächst trägt jedes Weingut dessen Rebberge in der Gemarkung von St. Emilion liegen, die Bezeichnung St. Emilion Grand Cru, völlig unabhängig von der tatsächlichen Qualität. Darüber stehen die Grands Crus Classés, seit 2012 insgesamt 64 an der Zahl. Es folgen 14 Betriebe mit der Klassifikation Premier Grand Cru Classé »B« und schließlich an der Spitze die Premier Grand Crus Classé »A« – bis zum Jahr 2012 waren dies seit der Einführung des Klassifikationssystem 1955: Château Ausone und Cheval Blanc.

Château Angélus und Pavie erhalten Grand Cru Klassifikation

Bei der letzten Revision kamen zwei dazu: Château Angélus und Pavie. Eine spektakuläre Entwicklung, für die beide Newcomer ein umfangreiches Prüfungsverfahren durchlaufen mussten. Dazu zählten die Verkostung von fünfzehn Jahrgängen mit Ergebnissen auf höchsten Niveau auch der Weltruf des Betriebes und, mit ein Stein des aktuellen Anstoßes, die entsprechenden Mittel diesen Ruf zukünftig zu mehren. Und zwar durch umfangreiche Presseberichte und Social Media-Aktivität.

Nächste Revision 2022

Mit dem Jahr 2022 steht die nächste Revision ins Haus. Und damit die Möglichkeit, dass weitere Weingüter in die lichten Höhen der höchsten Klassifikationstufe aufrücken könnten. »Wenn es mehr auf Marketing-Aktivitäten als auf das Terroir ankommt und in den Social Medias entschieden wird, wer ein Premier Cru ist, anstatt sich auf international relevante Weinbewertungen zu verlassen, dann wird diese Art der Klassifikation in Zukunft weniger relevant, als die Tradition der Spitzenbetriebe es verdienen«, so hört man von Seiten von Pauline Vauthier von Château Ausone, »was kommt dann als Nächstes? Da muss man nicht dabei sein.«

Die Austrittsankündigung der beiden Weltklasseweingüter ist mit Sicherheit der bedeutendste Schritt in Richtung Veränderung seit dem Austritt von Château Latour aus dem En Primeur-Verkaufssystem.

Sicher ist aber: Château Ausone und Cheval Blanc werden auch als nicht klassifizierte Weine zu den größten Rotweinen Bordeaux zählen, so wie ihre direkten Nachbarn Pétrus, Le Pin oder Lafleur im Pomerol, die ebenfalls ohne Klassement gut leben können

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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