Ein Blick in den Keller von Veuve Cliquot / Foto beigestellt
Champagner muss nach erfolgter Flaschengärung mindestens 15 Monate auf der Hefe weiterreifen, bevor der Hefepfropf entfernt (»Degorgement«) und die Flasche verkaufsfertig gemacht werden darf. Für Jahrgangschampagner beträgt die Mindestlagerzeit sogar drei Jahre. Doch viele Champagnerhäuser lassen ihre Weine noch weitaus länger in den Kellern reifen, ehe sie sie degorgieren und nach einer weiteren Reifephase in den Verkauf bringen. Für hochwertigen Champagner sind zehn Jahre Hefelager keine Seltenheit. Überdies haben die meisten Champagnerhäuser die Angewohnheit, nicht allen Champagner einer Jahrgangs-Cuvée zum selben Zeitpunkt zu degorgieren. Sie halten Reserven zurück, um zu einem späteren Zeitpunkt »spät degorgierten« Champagner anbieten zu können.
So gibt es von manchen Marken unterschiedliche Weine derselben Jahrgangscuvée auf dem Markt: zum einen solche, die nach einigen wenigen Jahren degorgiert wurden und sich dann wie ein normaler Wein in der Flasche und unter Sauerstoff-Einfluss weiterentwickelt haben (so z. B. Bollinger »Grande Année«, »Dom Perignon«), zum anderen die, die sehr viel länger im reduktiven, die Wirkung des Sauerstoffs begrenzenden Milieu der Hefe gereift wurden – im Fall der angeführten Beispiele: »Bollinger R. D.« (= »Récemment Dégorgé«, erst kürzlich degorgiert) oder Dom Perignon »P2« (Plénitude 2 = Vollreife 2; »P2« ist der neue Name für die Serie, die früher »Oenothèque« hieß). Durch die Reifung auf der Hefe können sich die spät degorgierten Weine eine besondere Frische bewahren.
Bei Vergleichsproben identischer Jahrgänge z. B. von Bollinger R. D. und Grande Année zeigt sich immer wieder, dass »Grande Année« mürber und runder ausfällt, »R. D.« hingegen spannungsreicher und komplexer. Bei einem Vergleich des Jahrgangs 1985, 2013 mit einer 2002 degorgierten Flasche »R. D.« durchgeführt, zeigte Grande Année Karamellnoten und eine seidige, wenngleich trockene Gaumenstruktur, während bei »R. D.« die jodig-mineralischen Komponenten überwogen, mit einem dicht-kompakten Gaumeneindruck und lebendigem Mousseux. Für das »Best of« haben wir Weine berücksichtigt, die rund zehn Jahre oder länger auf der Hefe gelegen hatten – unabhängig davon, ob es sich dabei um die erste vermarktete Tranche des betreffenden Champagners oder eine spätere handelt.
Etwas Hefe, Lindenblüte, Rote Johannisbeere, sehr verschlossen. Mit Luftkontakt: jodig, Kreide, würzig-mineralisch, ein Hauch von Holz. Straff und stoffig am Gaumen, zupackend, sehr trocken, mineralisch grundiert, mittelfeines Mousseux, sehr präsent, schneller Spannungsanstieg und lange Plateauphase. Prägnant mit weiterem Potenzial.
Etwas Hefe und Holz, Mandarine, getrocknete Gelbfrucht, komplexer Duft mit mineralischen Untertönen. Sehr feines Mousseux, das Volumen gibt. Dezente Säure, gute Stoffigkeit, dicht, zupackend und zugleich geschmeidig, phenolische Noten, dennoch von großer Eleganz. Jung und kompakt im Abgang.
»P2« ist die Nachfolge-Bezeichnung von »Oenothèque«. In der Nase etwas buttrig. Verfügt über Kräuterwürze, zitrische Noten. Sehr weiches, mürb gewordenes Mousseux, cremige Gaumenmitte auf mineralischem Fond. Der Champagner weist eine sehr gute Struktur auf, ist nicht zu süß, aber auch nicht zu karg, dicht, mit entwickelt reifer Aromatik im Abklang.
Sehr würzig im Duft: geriebener Apfel, Kümmel, Eisen. Am Gaumen breit ansetzend, sehr stoffig, deutlich gereiftes Mousseux, aber dennoch frisch durch die mineralische Spannung und die Wechselwirkung von reifer Säure und Stoffigkeit. Intensiv taktil-mineralisch im Abgang.
Komplexe Pinot-Frucht, rotbeerig, Kreide, Hefe. Kräuternoten. Weicher Fond am Gaumen, cremiges Mousseux, mit Saft und Spiel. Der Champagner verfügt über eine reife Säure und einen Hauch Süße, und ist ideal abgestimmt zwischen Zugänglichkeit und Struktur.
1999 N. P. U. »Nec plus ultra« extra brut, Bruno Paillard (Magnum)
Degorgiert: Januar 2012
Hefig, Brioche, Haselnuss. Stille Harmonie am Gaumen, feines Mousseux, rund und viele Dimensionen aufspannend, Fülle und Spiel, diskret holzbeeinflusst in den Abgangsaromen, salzig und noch sehr jugendlich.
Preis: € 168,– (0,75 l) bzw. € 338,– (1,5 l Magnum)
Foto beigestellt
93 PUNKTE
1997 »Sensation« brut, Vincent Couche
Degorgiert: 12. April 2012
Ein Wein für Liebhaber des betont reifen Stils – völlig gegen den Zeitgeist gebürstet. Leicht oxidative Noten. Herzhafter Gaumen, kräftig bis kantig, frisches Mousseux, in der Stoffigkeit etwas hemdsärmlig, aber eben auch viel Extrakt, salzig und immens mineralisch begleitet.
1999 Billecart-Salmon Cuvée Nicolas François Billecart brut
Zehn Jahre Hefekontakt
Komplex gereifte Pinot-Nase, beerig mit einem Ton von feuchter Kreide. Dieser Champagner eröffnet am Gaumen seidig und fein moussierend, ist finessenreich und ziseliert. Ein Rosé mit verspielter feinnerviger Struktur.
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