Séverine Frerson ist die neue Kellermeisterin von Perrier-Jouët.

Séverine Frerson ist die neue Kellermeisterin von Perrier-Jouët.
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Champagne: Stabübergabe bei Perrier-Jouët

Nach 27 Jahren an der Spitze von Perrier-Jouët übergibt Chef de Cave Hervé Deschamps an seine Nachfolgerin Séverine Frerson.

Für Champagnerhäuser ist ein Wechsel des Kellermeisters stets ein bedeutender Schritt, gelten die Chefs de Cave doch als die Hüter und Wächter des Hausstils. Mit ihrem know-how und manchem seit Generationen überlieferten Geheimwissen sorgen sie dafür, dass das Markenversprechen verlässlich eingehalten wird, dass der Bollinger nach Bollinger schmeckt, der Roederer nach Roederer und der Perrier-Jouët nach Perrier-Jouët.

Beim Haus Perrier-Jouët sind Wechsel an der Spitze besonders rar, der jetzt in den Ruhestand getretene Hervé Deschamps war erst der siebte Chef de Cave seit Gründung des Unternehmens im Jahr 1811. Die symbolische Übergabe des Schlüssels zum Raritätenkeller mussten Deschamps und seine Nachfolgerin Séverine Frerson nun indes coronabedingt ohne Gäste vornehmen. Über einen Videocall wurde die Zeremonie jedoch live in mehrere Städte auf dem ganzen Planeten übertragen. Auch in Hamburg hatte sich ein kleines Grüppchen von Champagner-Begeisterten im »Hotel Tortue« versammelt, um dem Festakt virtuell beizuwohnen.

Bei der Zeremonie wurde auch die Lebensleistung von Hervé Deschamps gewürdigt, der in den nahezu vier Dekaden seiner Tätigkeit für Perrier-Jouët zwei neue Cuvées eingeführt hat: den »Belle Époque« Blanc des Blancs und einen Basis-Blanc de Blancs. Der Chardonnay, so Deschamps, habe bei Perrier-Jouët schon immer eine Sonderrolle eingenommen, da der Hausstil gezielt auf der Suche nach floralen Aromen sei. Mit den beiden Blanc-de-Blancs Cuvées – die Champagner dieser Gattung bestehen zu 100 Prozent aus Chardonnay – habe er dieser Vorliebe nochmals einen besonderen Ausdruck verliehen.

Erst die zweite Frau an der Spitze

Séverine Frerson arbeitete bereits die letzten zwei Jahre an der Seite von Hervé Deschamps. Nun ist sie alleinige Chefin im Keller, und dies erst als zweite Frau, seitdem Rose-Adélaïde Jouët das Champagnerhaus Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet hatte. Im Falstaff-Interview äußert sich Frerson zurückhaltend zu eigenen Zukunftsplänen, beispielsweise nach der Konzeption neuer Cuvées: »Meine allererste Aufgabe ist es, den Hausstil von Perrier-Jouët weiterzuführen.«

Die in Sillery an der Montagne de Reims aufgewachsene Önologin ist kein unbeschriebenes Blatt. Bevor sie zu Perrier-Jouët wechselte, war sie 16 Jahre lang beim Haus Piper-Heidsieck tätig. Nun freut sich Frerson auf die Arbeit mit den grade eingekellerten 2020er Weinen: »Die Trauben hatten eine ausgezeichnete Balance aus Zucker und Säure, und die Struktur der Jungweine scheint mir sehr elegant.« Die Chardonnays seien delikat mit grosser Spannung und die Pinot Meuniers schmeckten, so sagt Frerson, »wie eine Tarte Tatin. Ich glaube, es steht uns viel Freude bevor.«

Anmerkung: In einer früheren Version hieß es fälschlicherweise, dass Hervé Dechamps nach 37 Jahren an seine Nachfolgerin Séverine Frerson übergibt. Korrekt ist, dass der bisherige Chef de Cave nach 27 Jahren seinen Platz an der Spitze von Perrier-Jouët übergibt.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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