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Carol Duval-Leroy im Falstaff-Talk

Carol Duval-Leroy übernahm 1991 im Alter von 35 Jahren die Leitung des Champagnerhauses ihrer Familie, als ihr Mann jung verstarb. In den 30 Jahren danach hat sie das Unternehmen zu ­einem der besten Häuser der Region gemacht. Das Versprechen an ihren Ehemann, das Weingut eines Tages an ihre drei Söhne zu übergeben, hat sie ebenfalls erfüllt. Diese arbeiten heute an der Seite ihrer Mutter.

FALSTAFF Die Ernte ihres Jubiläumsjahres 2021 war besonders herausfordernd. Wie schätzen Sie die Qualität ein?

Carol Duval-Leroy Die Wetterbedingungen waren in der Tat das ganze Jahr über schwierig. Wir starteten mit der Weinlese Mitte September – diese dauerte mehrere Wochen, da wir die Trauben sortieren und auf die optimale Reife warten mussten. Im Vergleich zu einem normalen Jahr haben wir etwa 25 Prozent Menge verloren. Wir haben aber noch Glück: Bei uns an der Côte des Blancs haben die Reben weniger gelitten. Die Qualität ist vorhanden, aber in kleinen Mengen.

Seit 30 Jahren leiten Sie Champagne Duval-Leroy, das Haus Ihrer Familie. In dieser Zeit hat sich in der Champagne und in der Welt des Schaumweins viel getan. Was hat Sie in dieser Zeit besonders beeinflusst?

Ich war unvorbereitet, als ich 1991 die Leitung übernahm. Unter diesen Umständen denkt man nicht viel nach, man handelt! Die Champagne hat von 1995 bis 2010 ein goldenes Zeitalter erlebt: Der Umsatz war hoch und wuchs. Die Krise von 2008 markierte das Ende dieses Trends, führte aber zu einer neuen Wahrnehmung unserer Weine. Wir bei Duval-Leroy haben in Folge die Flaschenzahl reduziert und uns nur mehr auf Grand-Cru- und Premier-Cru-Lagen konzentriert. Außerdem haben wir die Reifephasen verlängert, um unseren Champagnern Komplexität zu verleihen, ohne Frische zu verlieren. Ich würde sagen, dass der Markt heute offener, dynamischer und damit wettbewerbsfähiger ist. Junge Winzer geben neue Impulse. Es ist spannend, und wir sind immer auf der Suche nach Weiterentwicklung und Innovation.

Wie sehen Sie diese Entwicklungen für Ihr Haus, auch in Hinblick auf die Zukunft? 

Wir haben früh auf Innovation gesetzt, auf eine nachhaltige, bewusste Entwicklung: Wir setzen schon lange auf Dinge wie Regenwasserrückgewinnung, pflanzliche Wärmedämmung oder Photovoltaik zur Energiegewinnung. Heute ist das normal – vor 20 Jahren war das innovativ! Alle Weinberge sind zertifiziert nachhaltig, teilweise arbeiten wir biologisch. All dies geschieht nur aus einem einzigen Grund: Wir streben nach Exzellenz in allen unseren Champagnern. Heute sind meine drei Söhne an meiner Seite, um die Zukunft zu sichern. Ich habe also meinen Auftrag erfüllt – die Zukunft des Hauses gehört ihnen.


Erschienen in
Falstaff Sparkling Special 2021

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