Burgunder Trophy 2011: Burgenlands weiße Spitze

Die Falstaff-Weinredaktion machte es sich bereits zum achten Mal zur Aufgabe, den jeweils besten burgenländischen Weißwein in elf Kategorien zu ermitteln.

Die klassisch ausgebauten Weine der Sorten Chardonnay, Weißburgunder, Grauburgunder und Neuburger sowie erstmals die Weine mit Lei­tha­berg DAC als Herkunftsbezeichnung aus 2010 wurden prämiert, dazu die Barriqueweine aus 2009. Für gereiftere Weine aus 2007 und älter wurde die »Falstaff White Reserve Trophy 2011« verliehen.

Wenn die Rede auf erstklassigen Weißwein aus Österreich kommt, dann denken viele Weinfreunde zunächst an Riesling, Grünen Veltliner oder Sauvignon Blanc. Vor ihrem geistigen Auge sehen sie die Weinberge der Wachau oder die Rebhügel der Südsteiermark. Das Burgenland hingegen steht für die Rotweinkultur, auch so mancher edelsüße Wein kommt dem Kenner in den Sinn. Dass aber das pannonische Anbaugebiet auch Heimat exzellenter trockener Weißweine ist, das wird nach wie vor nicht so wahrgenommen, wie es sich aufgrund der tatsächlichen Qualität gebühren würde. Das Falstaff-Magazin hat daher bereits vor acht Jahren in enger Zusammenarbeit mit der Wein Burgenland die »Falstaff Burgunder-Trophy« ins Leben gerufen, eine Initiative, die das Ziel hat, die weißen Burgunderweine des Burgenlandes ins Rampenlicht zu stellen. Es werden mittlerweile nicht weniger als elf unterschiedliche Kategorien bewertet, von den aktuellen Jungweinen der Rebsorten Chardonnay, Weißburgunder, Grauburgunder und Neuburger über die im Holz ausgebauten Sortenweine und Cuvées bis hin zu den zumindest drei Jahre gereiften Weinen, die den traditionellen Abschluss bilden, in diesem Falle 2007 und älter. Und einmal mehr zeigte sich das hervorragende Potenzial der burgenländischen Weißweine, das nur mehr von ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis überboten wird.

Die erste Gruppe, die verkostet wurde, war jene der jungen, zumeist im Stahltank ausgebauten Weine des Jahrgangs 2010, der aufgrund des speziellen Witterungsverlaufes sehr frische und lebendige Produkte hervorbrachte. Das Burgenland verfügt über zahlreiche Terroirs, die sich für fruchtbetonte Weine, wie sie die Burgundersorten bieten, ­besonders eignen. Da Chardonnay und ­Kollegen einen höheren Kalkanteil im Boden durchaus schätzen, sind insbesondere die Hänge des Leithagebirges ein ganz idealer Standort. Dort entstehen die Leithaberg-DAC-Weine, denen diesmal in der Burgunder-Trophy erstmals eine eigene Kategorie in der Jungweingruppe eingeräumt wurde, um ihre differenzierte Stilistik zu unterstreichen. Nicht teilnahmeberechtigt sind aber jene weißen Leithaberg-DAC-Weine, die aus Grünem Veltliner gemacht werden, da dieser bekanntlich nicht zu den Burgunder­sorten zählt.

Gerald Tschida aus Apetlon ­präsentierte den besten Chardonnay 2010, Peter Schandl aus Rust gewann mit seinem ­Weißburgunder 2010 die Trophy / Foto: © Steve Haider

Die mit Abstand an Einreichungen größte Gruppe ist Jahr für Jahr jene der Sorte Chardonnay, gleich sieben Weine, die das Sortenfinale erreichten, erhielten die Höchstbewertung »ausgezeichnet«. Den ersten Platz erreichte in dieser stark umworbenen Kategorie das Weingut Gerald Tschida aus Apetlon mit seinem hervorragenden Chardonnay 2010 aus der Lage Holábern, ein stoffiger Wein, der zu 80 Prozent im Stahltank und zu 20 Prozent in ­gebrauchten kleinen Holzfässern ausgebaut wurde, was ihm zusätzliche Komplexität verleiht, ohne die Frische dadurch zu verringern. Den zweiten Platz holte sich der ausgewiesene Chardonnay-Experte Andi Kollwentz aus Großhöflein mit dem Chardonnay Leithage­birge 2010. Der dritte Rang ging an das Weingut WeinSteindl. Das Bio-Weingut aus Purbach unterstreicht damit seine kontinuierliche Qua­lität, hatte man doch im Vorjahr diese Kategorie bereits zum zweiten Mal gewonnen und schließt nun mit diesem Stockerlplatz konsequent an diese guten Leistungen an.

Eine weitere Rebsorte, die sich im Burgenland traditionell sehr wohlfühlt, ist der Weißburgunder. Gleich zwei Top-Platzierungen ­holten sich Ruster Winzer: Den ersten Platz erzielte das Weingut Peter Schandl für den ­Pinot Blanc 2010, den dritten Rang belegte das Weingut Landauer für den Pinot Blanc Alte Reben 2010. Die Silbermedaille hingegen errang ein Betrieb, der auf der anderen Seite des Neusiedler Sees zu Hause ist und der sich anschickt, sich regelmäßig bei der Burgunder-­Trophy in die Siegerlisten einzutragen, nämlich das Weingut Julius Steiner aus Podersdorf mit dem Weißburgunder Grossfeld. Gerade diese Sortengruppe sollte für jene Weinfreunde von größtem Interesse sein, die nach preiswerten Weinen auf höchstem Qualitäts­niveau suchen, denn hier wird man schon zu Ab-Hof-Preisen von weniger als fünf Euro fündig, was einmal mehr das enorme Preis-Leistungs-Verhältnis unterstreicht, das man bei den burgenländischen Weißweinen finden kann.

Thomas Schwarz vom Kloster am Spitz brillierte mit seinem Chardonnay Muschelkalk Reserve 2009 / Foto: © Steve Haider

Zwei kleinere Gruppen bilden die Sorten Grauburgunder sowie Neuburger, die heute in weit geringerem Umfang angebaut werden, aber dennoch das volle Interesse der Weinfreunde verdienen. Die erste dieser beiden Kategorien konnte Dr. Hans Bichler aus Purbach mit seinem Grauburgunder 2010 für sich verbuchen, der zweite Platz geht an Josef Umathum für den Pinot Gris 2010, der Betrieb aus Frauenkirchen ist seit langer Zeit nicht nur wegen seiner ausgezeichneten Rotweine ein Begriff. Platz drei geht an den Grauburgunder 2010 der Familie Franz und Elisabeth Lentsch aus Podersdorf. Beim Neuburger gibt es einen Betrieb, der offensichtlich vorhat, den Sieg in dieser Kategorie im Abonnement abzuholen. Erwin Beck aus Gols errang mit seinem Neuburger 2010 nun bereits zum dritten Mal den ersten Platz. Aus der Kategorie Leithaberg DAC 2010 ging Martin Pasler aus Jois als Sieger hervor.

Eine spannende Angelegenheit war das Rennen um die im kleinen Holzfass augebauten Chardonnays, die ein Kernstück dieser alljährlichen Probenserie bilden. Den Sieg errang Thomas Schwarz vom »Kloster am Spitz« in Purbach mit der Reserve von seinem Chardonnay Muschelkalk 2009 – ein exemplarischer Wein vom Leithaberg mit seinen kalkreichen Böden. Nur hauchdünn dahinter platzierte sich Heinz Velich aus Apetlon mit seinem engmaschigen Top-Chardonnay Darscho 2009, den dritten Rang erreichte Axel Stiegelmar vom Weingut Juris in Gols mit dem finessenreichen Chardonnay Reserve 2009. In der Kategorie Weißburgunder holte nicht zum ersten Mal der Pinot Blanc von Esterházy Wein die Goldmedaille ab. Der erste Platz in Sachen Pinot Gris ging an das Weingut Schandl nach Rust. Platz zwei errang der Grauburgunder-Spezialist Josef Lentsch aus Podersdorf für seinen Pinot Gris 2009, die Bronzemedaille ging an den Grauburgunder Hackelsberg von Gernot Heinrich, der mit seiner gesamten Weißweinserie höchst erfolgreich war. Dies unterstreicht auch der Sieg in der Kategorie Neuburger, die der Golser Paradewinzer mit dem Lagenwein Kurzberg klar für sich entschied. Den Abschluss der 2009-Serie machten die Cuvées, hier war Kurt Feiler vom Weingut Feiler-Artinger aus Rust mit der Cuvée »Gus­tav« wieder einmal nicht zu überbieten.

Dr. Hans Bichler aus Purbach war mit seinem Grauburgunder erfolgreich / Foto: © Steve Haider

Die »Falstaff White Reserve Trophy 2011« geht heuer einmal mehr an das Weingut Heinz Velich für den Chardonnay Tiglat 2005, einen harmonischen und mineralischen Chardonnay von wahrlich burgundischen Dimensionen, der gerade einmal seine erste Trinkreife erreicht hat.

Die Trophy-Sieger auf einen Blick

Jahrgang 2010

Chardonnay Holábern 2010
Weingut Gerald Tschida, Illmitz

Pinot Blanc 2010
Weingut Peter Schandl, Rust

Grauburgunder 2010
Weingut Dr. Bichler, Purbach

Neuburger 2010
Weingut Erwin Beck, Gols

Leithaberg DAC Weiß 2010 Chardonnay
Weingut Martin Pasler, Jois

Jahrgang 2009

Chardonnay 2009 Muschelkalk Reserve
Weingut Kloster am Spitz, Thomas Schwarz, Purbach

Pinot Blanc Tatschler 2009
Esterházy Wein, Trausdorf

Pinot Gris Kreften 2009
Weingut Peter Schandl, Rust

Neuburger Kurzberg 2009
Weingut Gernot und Heike Heinrich, Gols

Cuvée »Gustav« 2009
Weingut Feiler-Artinger, Rust

White-Reserve-Trophy-Sieger

Chardonnay 2005 Tiglat
Weingut Heinz Velich, Apetlon

Zu den Verkostungsnotizen

Text Von Peter Moser
Aus Falstaff Nr. 6/2011