Das nördliche Burgenland mit dem weitläufigen Neusiedlersee bietet den Burgundersorten optimale Reifebedingungen.

Das nördliche Burgenland mit dem weitläufigen Neusiedlersee bietet den Burgundersorten optimale Reifebedingungen.
© ÖWM / Robert Herbst

Burgenland: Die Sieger der Burgunder-Trophy 2021

Im sonnenreichen Klima des Burgenlandes fühlen sich die weißen Rebsorten der Burgunderfamilie besonders wohl. Bei der Falstaff Burgunder-Trophy 2021 haben wir die besten Sortenvertreter gekürt: Zu den Gewinnern zählen die Weingüter Kollwentz, Wagertriste, Georg Preisinger, Prieler und Tremmel.

Bei der Herkunft Burgenland denken viele Weinfreunde zunächst vor allem an jene Rotweine, mit denen man in den letzten Jahrzehnten hier für Furore gesorgt hat. Dabei ist es noch nicht so lange her, dass auch im Burgenland die Produktion von Weißwein dominiert hat – immerhin ist bis heute knapp die Hälfte der Rieden mit weißen Sorten bepflanzt. Mit dem Aufschwung von Blauem Zweigelt und Blaufränkisch haben Müller-Thurgau, Welschriesling und Grüner Veltliner zwar an Bedeutung verloren. Man darf dabei aber nicht übersehen, dass damit in anderen Bereichen der Weißweinerzeugung eine massive qualitative Entwicklung einher ging.

Mit dem bloßen Auge lässt sich ein Schädlingsbefall im Anfangsstadium oft gar nicht feststellen.
© Foto beigestellt
Mit dem bloßen Auge lässt sich ein Schädlingsbefall im Anfangsstadium oft gar nicht feststellen.

Mit der offiziellen Einführung der Rebsorte Chardonnay, die – man mag es kaum glauben – erst mit 1988 zur Qualitätsweinerzeugung zugelassen wurde, und dem Ausbau der besten Weißweine im großen Holzfass oder Barrique hat das Burgenland einen Quantensprung gemacht. Und mit dem Ziel, hochwertige und lagerfähige Weißweine internationalen Zuschnitts zu erzeugen, ging auch eine Neubewertung der dafür am besten geeigneten Lagen und Böden einher. Die Produktion der besten Weißweine aus Burgundersorten konzentriert sich heute eindeutig im Nordburgenland.

Speziell die nach Osten orientierten Abhänge des Leithagebirges haben sich mit ihren von Kalk und Schiefer geprägten Böden als einzigartiges Terroir für komplexe und zugleich elegante Weißweine, allen voran Chardonnay, aber auch Weißburgunder, erwiesen. Neben dem im Kleinen hier erzeugten Grünen Veltliner bilden diese Sorten das Rückgrat der Appellation Leithaberg DAC, der einzigen Herkunftsbezeichnung des Burgenlandes, die auch trockene Weiße beinhaltet. Auch die Anbau-Region Neusiedlersee am anderen, dem östlichen Ufer des großen Steppensees bietet den Burgundersorten gute Bedingungen: Die leichteren Böden im Seewinkel bringen fruchtbetonte, lebendige Weißweine hervor.

Die von den Süßweinerzeugern geschätzte Botrytis lässt allerdings eine spätere Lese für die trockenen Weißweine manchmal nicht zu. Das bedeutet andererseits aber auch, dass bei entsprechender Pflege der Weingärten auch hier echte Reserve-Qualitäten möglich sind. Im Mittelburgenland und am Eisenberg im Süden gibt es auch eine Handvoll Winzer, die für ihre weißen Burgunder die geeigneten Weinberge gefunden haben und – wenn auch nur in kleinen Mengen – sehr hochwertige Weine zur burgenländischen Vielfalt in Weiß beisteuern.

Der Weinkeller von Chardonnay-Sieger Andi Kollwentz
© Andi Kollwentz
Der Weinkeller von Chardonnay-Sieger Andi Kollwentz

Ein Blick in den Sortenspiegel zeigt die Gewichtung der weißen Sorten im Burgenland, deren Gesamtfläche knapp unter 5000 Hektar liegt. Mit jeweils mehr als 1000 Hektar liegt der Grüne Veltliner vor dem Welschriesling in Führung. Mit etwas mehr als 700 bzw. rund 450 Hektar folgen bereits Chardonnay und Weißburgunder, während Grauburgunder und Neuburger (der ebenfalls in der Burgunder Trophy verkostet wird, obwohl er nicht zur Sortenfamilie gehört) mit jeweils rund 80 Hektar weit hinter den Muskat-Sorten rangieren.

Und die Einreichungen für die Falstaff-Trophy bilden diese Verhältnisse gut ab: Von 205 angemeldeten Weinen waren 106 Chardonnays und 57 Weißburgunder, 18 Weine waren Grauburgunder, zehn Neuburger und der Rest Cuvées aus den Sorten. Mit 111 Proben war der junge Jahrgang 2020 der Hauptdarsteller der Bewertungsverkostung, mit weiteren 75 aus 2019 war aber auch die Gruppe der Reserve-Weine sehr gut bestückt. Aus der Gruppe mit dem Jahrgang 2017 und älter kamen immerhin 19 weitere Weine, die das ausgezeichnete Reifepotenzial der besten weißen Burgunder aus dem Burgenland sehr gut unter Beweis stellen konnten.

Dank gleich zwei ausgezeichneten Jahrgängen wie 2020 und 2019 können die Liebhaber feinfruchtiger und ausgewogener Weißweine im Burgenland einmal mehr aus dem Vollen schöpfen. Das Angebot geht von ausgesprochen preis-/leistungsstarken Weißburgundern mit Frucht und Frische aus dem Seewinkel bis hin zu den feinziselierten Chardonnays aus den besten Rieden des Leithaberges, wo die Weine zu internationalem Spitzenformat auflaufen. Und wenn Sie etwas für die Zukunft in Sachen Vielfalt des Angebotes tun möchten, dann nehmen Sie bitte bewusst auf den Weinkarten auch die Sorten Grauburgunder und Neuburger ins Visier, die gerade als Speisenbegleiter ganz besondere Akzente anzubieten haben.


Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2021

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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