Brunello, wie wir ihn lieben
Bereits 200 Betriebe erzeugen einen eigenen Brunello. Da ist
es wichtig, jene Winzer zu kennen, deren Weine Jahr für Jahr für höchsten Genuss stehen. Wir haben unsere Notizen durchforstet und geprüft, wer uns in der vergangenen Dekade besonders begeistert hat.
Montalcino wird zunehmend unübersichtlich. Inzwischen gibt es mehr als 200 Betriebe, die einen eigenen Brunello erzeugen. Selbst Profis verlieren da den Überblick. Wenn man die vergangenen Jahre Revue passieren lässt, ist es aber nur eine Handvoll Betriebe, die jene Weine erzeugt, die uns träumen lassen – Weine, die von Montalcino berichten, diesem Städtchen südlich von Siena, dessen Mauern einst selbst der Belagerung durch die Truppen Kaiser Karls V. widerstanden; Weine mit den charakteristischen Noten nach Kirschen und Zwetschken, mit reifem, geschmeidigem Tannin und Saftigkeit; Weine, die von der Erde, den Menschen und dem intensiven Licht erzählen.
Das Tolle an der Liste unserer Top-Betriebe ist, dass deren Stilistik – ob modern oder traditionell – keine Rolle spielt (Siehe »alle Fotos«). Wenn man sich die endlos langen Diskussionen und Texte mancher Kollegen anschaut, könnte man meinen, Brunello könne nur hervorragend sein, wenn er im traditionellen großen Holzfass ausgebaut wird oder – so die Gegenfraktion – ausschließlich im Barrique heranreift. In Wahrheit stehen jedoch hochklassige, exzellente Weine über solchen Dingen: Nicht das Instrumentarium im Keller, sondern die Summe einer Vielzahl von Faktoren – Rebsorte, Boden, Standort, Witterungsverlauf, Boden- und Rebenbearbeitung, Lesezeitpunkt, Kellertechnik und Lagerung, selbstverständlich auch die Intuition des Winzers sowie dessen Persönlichkeit – ist für das »Genusserlebnis Wein« verantwortlich. In unserer Auswahl finden sich Weine, die ausschließlich in Barriques ausgebaut wurden, ebenso wie solche, die lange im großen alten Holzfass reifen konnten.
>> Die 100 besten Brunellos: Verkostungsnotizen und Bewertungen
Text und Fotos vom Othmar Kiem
aus Falstaff 02/10