Bordeaux En Primeur: Tag 3 (Samstag)

Peter Moser mit einer ersten Einschätzung von St. Emilion, Pessac und Médoc.

Für Peter Moser ist die großangelegte und stets vorbildlich vorbereitete Probe des Grand Cercle (www.grandcercle.fr) ein perfekter Einstieg in den Jahrgang. Diese engagierte Plattform besteht aktuell aus nicht weniger als 183 Châteaux aus allen wichtigen Appellation auf beiden Seiten Bordeaux, die gemeinsam die Möglichkeit bieten ihre Weine entweder in Blindprobe oder offener Verkostung kennenzulernen. Rechnet man noch die Weißweine aus Pessac und Graves und einige Süßweine dazu so hat man hier die Möglichkeit in zwei Tagen über 200 Jungweine in Ruhe zu verkosten. Ich habe heute in rund acht Stunden, unterbrochen von den notwendigen Pausen exakt 120 Weine beschrieben und bewertet und habe mich von den Satelliten rund um St. Emilion und Pomerol, zu diesen beiden Top-Appellationen durchgearbeitet. Danach der Sprung aufs Linke Ufer von Margaux bis ins Médoc hinauf, um schließlich im Süden mit den roten Weinen aus Pessac-Léognan und einigen süßen Sauternes abzuschließen.

St. Emilion nicht homogen
Was die ersten Einschätzungen betrifft, so ist St. Emilion sehr gut ausgefallen, allerdings wie immer nicht wirklich homogen. Hier gibt es einiges was auf den ersten Blick sehr wertig daherkommt, wo man aber zum guten Schluss die Lebendigkeit und das »gewisse Etwas« vermisst. Gefragt ist auch hier die dunkle Fruchtkomponente, rotbeerige Nuancen machen den Verkoster stutzig, eine Frische, wie sie die besten Terroirs bieten ist hilfreich und runde, reife Tannine sind lieber gesehen als harte, austrocknende, denen ich leider auch begegnet bis.

Erste Skepsis am ganz großen Jahrgang
Die roten Pessac’s zeigten sich herzhaft und rundum gut gelungen, da darf man gespannt auf die Spezialprobe in zwei Tagen hoffen – das sieht richtig gut aus. Im Médoc hat der Regen im August offensichtlich doch deutlichere Spuren hinterlassen. Je weiter man Richtung Norden kommen, umso weniger balanciert fallen die Weine aus, da findet man auch vegetale und rotfruchtige Aspekte. Ganz groß scheint mir aus heutiger Sicht der Jahrgang am Linken Ufer doch nicht überall ausgefallen zu sein. Man darf auf die Verkostungen der besten Weine in den jeweiligen Appellationen auf jeden Fall gespannt sein.

An der Wiege des Malbec
Samstag Abend war ich mit einigen Kollegen am prächtigen Château de Pressac zum Essen eingeladen, der historische Betrieb mit dem tollen Schloss, das schon eher einer Festung gleicht, hat den Malbec in der Region im 19. Jahrhundert heimisch gemacht und baut ihn immer noch an. Die Rebsorte wird in St. Emilion auch »Pressac« genannt. Am Sonntag folgen nach Abschluss der Grand Cercle Weine die ersten »Hausbesuche« bei Premiers Crus Classé »A« in St. Emilion, darüber in Kürze mehr.

(von Peter Moser)

Mehr zum Thema