In der Woche von 30. März bis 3. April hätten Journalisten, Sommeliers und Weinhändler aus aller Welt in Bordeaux sein sollen, um die Fassmuster des neuen Jahrgangs 2019 zu verkosten. Doch dann kam Corona, und die Absagen klingelten an manchen Tagen im Minutentakt im E-Mail-Postfach. Zunächst war auch überhaupt nicht klar, wann und wie man den neuen Jahrgang würde verkosten können.
Doch nachdem sich auch in Frankreich langsam wieder eine Rückkehr der Geschäftstätigkeit andeutet, skizziert die Union des Grands Crus, dass sie »am Ende des Sommers« dezentral ein Dutzend Verkostungsevents plant.
Erster Einblick dank Verkostungsmuster
Davon unabhängig haben aber inzwischen schon rund zwei Dutzend Verkostungsmuster den Weg ins Hamburger Redaktionsbüro gefunden, und diese gestatten – wenn auch sicher nicht eine profunde Analyse des Jahrgangs – so doch immerhin einen ersten Einblick.
Frischfruchtigkeit...
Nach der Verkostung deutet sich an, dass der Bordeaux-Jahrgang 2019 mit ausgeprägter Frischfruchtigkeit aufwartet. Konfitürige Überreife-Aromen waren bei den bislang verkosteten Weinen nur sehr selten anzutreffen. Gerade die probierten Médocs – aus der Liga der bürgerlichen Gewächse in kommunalen AOCs – bestechen durch sehr klare Beerenaromen, so etwa der Saint-Julien Moulin de la Rose. Auch das rechte Ufer steht nicht zurück: Intensiv dunkelbeerige Aromen vereinen sich im Pomerol La Fleur de Gay mit Kräuterwürze.
...und prägnante Säuren
Ein weiteres Merkmal scheinen die 2019er Bordeaux mit den meisten anderen Weinen aus Europa zu teilen: recht prägnante Säuren. Verkostungsmuster wie der Clos Louie von einem 150-jährigen Mischsatz aus den Côtes de Castillon flankieren ihren knackigen Säurebogen jedoch mit so viel Stoff, dass Harmonie und Potenzial ausser Frage stehen.