Bocuse wettert über Schwätzer

"Ich habe nicht das Bedürfnis, dass mir der Oberkellner etwas über die Familiengeschichte eines Huhns erzählt."

Der Großmeister der Haute Cuisine, der in seinem Stammrestaurant seit 1965 mit der Höchstbewertung von drei Sternen gesegnet ist, hält nichts von ausschweifenden Erklärungen zu Wein und Speisen. Die fast 84-jährige Koch-Legende sagte der französischen Tageszeitung "Le Figaro", dass er ebenso wenig am Stammbaum eines Hühnchens interessiert sei, wie er schwätzende Sommelieres ausstehen könne. Die einzige Frage, die er gelten lasse, lautet "Ist er gut?" oder "Hat er ihnen geschmeckt?". Bocuse hielt ein flammendes Plädoyer für Produkte und Gerichte, die für sich selbst sprechen. Wenn man dazu eine Erklärung brauche, dann laufe etwas falsch.

Bocuse wurde schon vor über 20 Jahren von Gault Millau zum "Koch des Jahrhunderts" ernannt, mittlerweile dürfen sich schon seine Schüler über derartige Auszeichnungen freuen, so beispielsweise der gebürtige Österreicher Eckart Witzigmann. Bocuse betreibt insgesamt sieben Restaurants, fünf davon in Lyon. Dort findet auch der wichtigste und höchstdotierte Koch-Wettbewerb der Welt statt, den er 1987 ins Leben gerufen hat, der Bocuse d'Or. Seine Koch-Philosophie stützt sich auf bodenständige Küche, bei der Qualität und Frische der Produkte im Mittelpunkt stehen. In seiner Biografie verriet der Herdvirtuose, dass er auch privat nichts anbrennen lässt, schon seit mehreren Jahrzehnten lebe er mit drei Frauen gleichzeitig zusammen.

(bed)

Bernhard Degen
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