Blütenduft liegt in der Luft

Viel wird über den fertigen Wein berichtet. Aber was wissen wir darüber, wie er heran­wächst? Mit Falstaff können Sie nun wie unter der Lupe betrachten, was sich in den heimischen Weingärten im Frühsommer tut und was einen erfolgreichen Jahrgang ausmacht.

Mit Anfang Juni beginnen die Winzer, Regen und Kälte zu fürchten, denn nun steht die Blüte der Reben bevor. Und ein reibungsloser, möglichst ungestörter Blüteverlauf steht für gleichmäßig ausreifende Beeren an der Rispe. Bleiben einzelne Fruchtansätze witterungsbedingt unbefruchtet, dann fallen diese in der Folge ab. Dies vermindert die Zahl der Beeren, kann eine geringere Ernte zur Folge haben und wird im Fachjargon als »Verrieselung« bezeichnet. Jetzt sollte das Wetter trocken und warm sein, um ideale Bedingungen für die vollständige Bestäubung zu schaffen, die durch den Wind erfolgt.

Bauern­regeln und Lostage in dieser Periode spiegeln die Sorge der Winzer wider; der österreichische Weinbaukalender ist voll von Sprüchen, die darauf Bezug nehmen. Der 8. Juni ist dem hei­ligen Medardus geweiht, an diesem Lostag heißt es: »Regnet’s am Medardustag, regnet’s auch noch 40 Tag’ danach.« Am 27. Juni, dem sogenannten Siebenschläfertag, wird es wieder heikel: »Regnet’s am Siebenschläfertag, regnet’s noch sieben Wochen danach.« Der Peter-und-Pauls-Tag am 29. Juni ist der letzte Lostag im Juni: »Am Sankt Paulus hell und klar bringt ein gutes Jahr.« Auch Bauernregeln gibt es einige in diesem Zeitraum, etwa: »Nasse Pfingsten, fette Weihnacht.« Auf einen günstigen Blüteverlauf nimmt folgende Regel Bezug: »Wenn zu Vitus (15. Juni) die Reben schon verblüht sind, gibt es eine gute Ernte.«

Tatsache ist aber, dass heute speziell bei recht engbeerigen Rebsorten etwas Verrieseln gerne in Kauf ­genommen wird, weil dies bei feuch­terem Wetter später dabei hilft, die Trauben vor Fäulnis zu schützen, da sie besser durchlüftet sind. Das Reifwerden der Weintrauben im Monat Juli soll durch warmes Wetter eingeleitet werden. Dabei gilt: Je mehr Sonne, desto besser.

von Peter Moser

aus Falstaff 04/2010