Bloß nicht mit dem Zeigefinger

Wien ist der größte Schul-standort in Österreich. Welches Potenzial die Schule hinsichtlich der besseren Ernährung der Schüler hat, wollten wir von der Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely wissen.

Gesundes Leben in einer gesunden Stadt – so lautet das zentrale Anliegen der »Wiener Gesundheitsförderung« (WIG). Die drei wesentlichen Säulen sind Bewegung, seelische Gesundheit und natürlich gesunde Ernährung. Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely setzt dabei stark auf eine enge Zusammenarbeit mit den Schulen.

FALSTAFF JUNIOR Warum hat für Sie die Zusammenarbeit mit den Schulen einen so hohen Stellenwert?
SONJA WEHSELY Unser wichtigstes Anliegen ist es, dass gesundes Leben ein ganz normaler Teil des Alltags wird – kein Verhalten, das man bei Bedarf abruft. Wenn gesundheitsunterstützendes Verhalten – dazu gehört regelmäßige Bewegung, aber auch gute Ernährung – gerade bei Kindern gefördert und schließlich alltäglich wird, dann prägt das ihr weiteres Leben. Zwei Dinge sind dabei kontraproduktiv – der belehrende Zeigefinger und Verbote.

Wie nehmen Sie auf die Ernährung in den Schulen Einfluss?
Zum einen haben wir die Aktion »Gesunde Jause« ins Leben gerufen, mit der wir die Verpflegung zwischen den Schulstunden verbessern. Dort, wo Kinder in der Schule auch Mittag essen, haben wir den Anteil an Biolebensmitteln gesteigert und setzen auf gesunde Zubereitung. In ganztägigen Schulen und Betreuungseinrichtungen erleben die Kinder auch etwas, was in den meisten Familien unter der Woche aufgrund von Zeitmangel nicht mehr funktioniert: das gemeinsame Essen.

Was gehört noch zu einer gesunden Jause?

Wir haben beispielsweise Getränkeautomaten aus den Schulen entfernt und setzen stattdessen auf das exzellente Wiener Wasser. Wenn es für Kinder einmal normal ge­worden ist, Leitungswasser zu trinken, dann denken sie gar nicht mehr darüber nach, ob sie nicht auch was anderes trinken könnten. Das Gleiche gilt auch fürs ausreichende Trinken. Vor jeder Schulstunde ein Glas Wasser, das hilft ideal
gegen Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. So wird es in jungen Jahren schon zur Gewohnheit, regelmäßig zu trinken.

Welche Rolle spielen denn Bioprodukte beim Essen an und in den Schulen?

Wir machen derzeit ein Pilotprojekt mit zehn Volksschulen im Bezirk Brigittenau. Jede Klasse bekommt zweimal pro Woche ein Obst- und Gemüsekisterl vom Biohof Adamah. Die Lebensmittel werden dann von den Kindern mit den Lehrern gemeinsam zubereitet und gegessen. Im Wort »begreifen« steckt nicht zufällig »greifen«. Wenn die Kinder das Gemüse angreifen und helfen, damit einen Salat zu machen, dann wird das Teil ihrer Normalität. Ich war einmal dabei, wie die Kisterln angekommen sind. Die Kinder freuen sich irrsinnig auf ihre violetten Biokarotten, auf die saftigen Tomaten und Äpfel. So lernen sie auch, dass gesund gut schmeckt.

Wie viele Schüler sind involviert?
Derzeit haben wir 3000 Schüler im Probelauf, bis Ende 2013 wollen wir alle Volksschulen im Gemeindebezirk Brigittenau mit einbinden. Und irgendwann einmal, das wäre mein großes Ziel, bekommen alle Schüler in Wien regelmäßig ihre gesunden Lebensmittel direkt in die Klassen geliefert.

Oft sind Bioprodukte zu teuer für öffentliche Abnehmer. Wie funktioniert das in Wien?
Die Gemeinde Wien ist der größte einzelne Abnehmer von Bioprodukten, da haben wir auch eine entsprechende Verhandlungsmacht im Einkauf. Über die Hälfte der Lebensmittel, die in Kindergärten verarbeitet werden, und mehr als ein Drittel der Lebensmittel in Ganztagsschulen und Spitälern sind bio. Darauf bin ich besonders stolz. Was viele nicht wissen: Wien hat den größten Biobauernanteil aller Bundesländer!

Werden auch die Kindergärten miteinbezogen?

Seit 2010 schulen wir die Kindergärtnerinnen zum Thema Ernährung und erklären, wie man das auch in die Betreuung einbauen kann. Zur Umsetzung gehört auch, dass die Kindergärten Bauernhöfe besuchen und dort sehen, wie
unsere Lebensmittel entstehen.

Dann sind die Kinder die idealen Ernährungsbotschafter in den Familien?

Als ich in der Schule war, war das Thema Mülltrennung ganz wichtig. Ich kann mich
erinnern, dass wir Kinder damals den Eltern beigebracht haben, dass Mülltrennung sehr sinnvoll ist. Die Anregung zu gesünderer und besserer Ernährung für Jung und Alt kann auch von den Kindern ausgehen!

HOFFNUNGSTRÄGER VOLKSSCHULEN UND KINDERGÄRTEN
Je früher etwas gelernt wird, desto besser, da sind sich alle Experten einig. Daher ist es wichtig, gerade bei kleineren Kindern das Bewusstsein für das Thema gesunde Ernährung zu schaffen.

  • Im Schuljahr 2009/2010 wurden in Österreich 325.318 Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren gezählt, weiters 347.476 Kinder im Alter von 10 bis 13 Jahren sowie 489.761 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren.
  • Im selben Zeitraum wurden in Österreich 81.561 Schüler in der ersten Volksschulklasse eingeschult.
  • Es wurden 2009/2010 in Österreich 213.997 Kinder (vom vollendeten 3. Lebensjahr bis zum vollendeten 5. Lebensjahr) zum Kindergartenunterricht angemeldet. Diese Zahl wird künftig deutlich steigen, weil die öffentliche Hand die Betreuung der Kindergartenkinder ab drei Jahren in allen Bundesländern finanziell stärker unterstützen wird.
  • Es gab es 2009/2010 rund 5108 allgemein bildende Schulen mit 40.346 Klassen, in denen etwa zwischen 15 % und 20 % der Schüler auch mittags in der Schule verköstigt wurden.

(Quelle: Schulbericht 2009/2010)

Text von Klaus Buttenhauser
Aus Falstaff JUNIOR

Klaus Buttenhauser
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