Die sonnenverwöhnten Hänge am Leithaberg bringen im Zusammenspiel mit dem Klima am Neusiedler See beste Weinqualitäten hervor.

Die sonnenverwöhnten Hänge am Leithaberg bringen im Zusammenspiel mit dem Klima am Neusiedler See beste Weinqualitäten hervor.
© Mag. Paul Szimak

Blaufränkisch mit Tiefgang

Der Weg der dynamischen Entwicklung von Weinen mit der Herkunftsbezeichnung Leithaberg DAC hat bereits mehrere Stufen durchlaufen. Zeit, um eine erste Zwischenbilanz dieser höchst erfolgreichen Geschichte zu ziehen.

Am Anfang stand ein Verein – der Zusammenschluss von qualitätsorientierten Betrieben, die für besonders regions­typische Weiß- und Rotweine den geografischen Begriff Leithaberg in den Vordergrund stellten. Und schon damals gab es einen breiten Konsens, welche Rebsorten und welcher Stil von Wein als Leithaberg ver­standen werden soll. Bei den Weißweinsorten wurden die Burgundersorten Neuburger und Grüner Veltliner ausgewählt, beim Rotwein erhielt der Blaufränkische eine Exklusivstellung.

Weinstilistisch setzt man auf naturnahe Anbaumethoden, der Charakter ist vom Respekt vor dem natürlichen Ausdruck des Weins gekennzeichnet. Damit die Weine auch alle Facetten ihrer Herkunft entwickeln und präzisieren können, spielt auch die Zeit der Reife eine Rolle, dem Medium Holz für Lagerung ist im Geschmacksbild der Weine nur eine untergeordnete Rolle zugedacht. In den Anfangsjahren wurde noch zwischen Leithaberg und länger gereiften Leithaberg-Weinen unterschieden. 2010 kam es zur Einführung der Herkunft Leithaberg DAC – für Rotweine ab Jahrgang 2008, bei Weißweinen ein Jahrgang später –, die eine Weiterentwicklung jener Gedanken darstellt, die vom Verein Leithaberg angestrebt wurde. Für die Rotweine ist der Ausbau im Holzfass verbindlich vorgeschrieben. Die Produkte müssen nicht nur hinsichtlich der technischen Werte entsprechen, wenn sie den Namen Leithaberg tragen, sie werden auch von einer speziell geschulten Kommission verkostet, ob sie den Vorgaben für Herkunftsweine dieser Art entsprechen.

Herkunft mit System

Leithaberg DAC ist Vorreiter beim Thema Herkunftspyramide. Die Herkunftspyramide ist für Leithaberg DAC aber etwas flacher. Nach einer entsprechenden Modifikation wird seit Kurzem zwischen Gebietsweinen ohne nähere Herkunft und Weinen mit näherer Herkunft, also Orts- und Riedenweinen unterschieden. Die Gebietsweine können dann schon im Frühling in Verkehr gebracht werden und zeigen einen klaren Ausdruck des Bodens, der von Kalk und Schiefer geprägt ist. Die Kategorie Gebietswein mit Leithaberg DAC ist etwas Neues. Sie dient nicht nur dazu, Weine früher auf den Markt zu bringen und dadurch auch schon im Frühling verfügbar zu machen, sondern auch, um die Spitze der Herkunftspyramide in Form der Lagenweine noch deutlicher abzugrenzen. Die zweite Kategorie sind eben die Weine mit näherer Herkunft – das sind die Ortsweine, die erst in den nächsten Jahren vermehrt auftauchen werden, und die Lagenweine mit den bekannten Spielregeln, die schon zuvor für alle Leithaberg-DAC-­Weine galten: viel Zeit für den Ausbau, spezifische Lagencharakteristika und späteres Erscheinen am Markt. Bisher war ja, wenn man so will, alles Reserve-Kategorie. Nun wird es mit den Gebietsweinen auch Weine mit eher klassischem Charakter geben, die etwas einfacheren Trinkgenuss bieten. Das gibt es erst seit diesem Jahr. Die Riedenweine als Spitze der Qualitäts­pyramide zeigen die größte Vielfalt an Individualität, bei der die Winzer den Fragen der Böden und Kleinklimas im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund gehen. Denn das Gebiet, das sich entlang des Westufers des Neusiedler Sees erstreckt, ist zwar von Kalk und Schiefer geprägt, dabei aber doch sehr divers.

Pures Terroir

Um auch dem besonderen Entwicklungspotenzial dieser Weine Tribut zu zollen, haben wir die aktuellen Blaufränkisch-Leithaberg-DAC-­Riedenweine des groß­artigen Jahrgangs 2019 verkostet, eines Jahres, das ohne Frage den bisherigen Zenith an Qualität darstellt. Als Vergleich wurden auch Weine aus 2013 probiert, die mit Frische und Eleganz Zeugnis von der exzellenten Lagerfähigkeit gaben. Als Resümee lässt sich feststellen: Die Kombination Blaufränkisch und Leithaberg verspricht seit den Anfängen dem Rotweinliebhaber elegante und finessenreiche Rotweine, die Charakter zeigen und man über lange Zeit genießen kann.

ZUM TASTING


Erschienen in
Falstaff Nr. 10/2022

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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