Blaufränkisch: Das rote Reich der Mitte
© Herbert Lehmann

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Das Mittelburgenland hat sich derart der Sorte Blaufränkisch verschrieben, dass der Begriff Blaufränkischland längst ein gängiges Synonym für die Region geworden ist. Das im Norden, Süden und Westen jeweils durch eine Hügelkette geschützte Anbaugebiet mit seinen Hauptorten Horitschon, Neckenmarkt und Deutschkreutz ist geologisch gesehen identisch mit dem Oberpullendorfer Becken, das von Tegel-, Ton- und Sandböden bedeckt ist, aus denen stellenweise alte Korallenbänke mit Leithakalk herausragen.
Es herrscht pannonisches Klima aus dem Osten, auch der nahe Neusiedler See wirkt in die Anbauzone als Wärmeregulator hinein. Eine hohe Zahl an Sonnentagen und gut wasserhaltige Böden machen die Region für die Sorte Blaufränkisch zum idealen Standort, etwa 55 Prozent der Rebfläche sind heute mit der Leitsorte bedeckt. Auch Blauer Zweigelt wird im Mittelburgenland kultiviert, dazu gesellen sich neben Pinot Noir und St. Laurent auch die internationalen Rotweinsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Im geringeren Umfang werden auch Weißweine erzeugt, die auf geeigneten Standorten auch mit den besten des Landes mithalten können, wie Albert Gesellmanns Chardonnay vom Steinriegel seit Jahren unter Beweis gestellt hat.
Die Blaufränkischerzeuger sind bereits seit 1989 im Dachverband Blaufränkisch Mittelburgenland organisiert, dessen Aufgabe es ist, die Qualitätslenkung in eine gebietstypische Richtung zu gewährleisten. Seit 2005 werden diese Bestrebungen durch die Herkunftsbezeichnung Mittelburgenland DAC unterstützt, die den typischen Blaufränkisch in drei Kategorien gliedert: den fruchtbetont-würzigen Mittelburgenland DAC Classic, ausgebaut im Edelstahl oder großem Holzfass, den Mittelburgenland DAC mit Riedbezeichnung, der auch im gebrauchten Barrique ausgebaut werden darf, und die Mittelburgenland DAC Reserve, die auch in neuen Barriques gereift werden darf.
Das Mittelburgenland ist Heimat zahlreicher Rotweinpioniere, deren gemeinsames Verdienst es ist, dass der burgenländische Rotwein nicht nur in Österreich, sondern weit über die Grenzen hinaus gefragt ist. Namen wie Hans Igler, Engelbert Gesellmann oder Franz Weninger haben in den Siebziger- und Achtzigerjahren der österreichischen Rotweinszene nicht nur eine Bedeutung gegeben, sie haben den Grundstein für eine weiterwirkende positive Entwicklung gelegt. Folgende Generationen haben dank ihrer hervorragenden Ausbildung und neuer Techniken diesen Weg weiter beschritten und das Qualitätsniveau der Weine auf internationales Niveau gehoben.
Die Liste der aktuellen Spitzenerzeuger ist lang: in Neckenmarkt das Rotweingut Lang, Tesch, Wellanschitz, Wieder und In Signo Leonis, in Lutzmannsburg sind Prickler, Familie Weber und Moric zu nennen, in Horitschon zählen Paul Kerschbaum, Franz Weninger, Paul Lehrner oder Szemes, in Deutschkreutz das Weingut Gager, Albert Gesellmann, Hans Igler, Kirnbauer und Silvia Heinrich zu jenen, die man unbedingt kennen sollte.
Blaufränkisch regiert
Ohne Zweifel ist die Rebsorte Blaufränkisch die bestimmende Kraft im Mittelburgenland. Die größte Präzision entwickeln diese Rotweine, wenn sie aus einer Spitzenlage der Region kommen und im Idealfall auch noch dank älterer Rebstöcke ihr Terroir besonders gut darstellen können. Für Rotweinfreunde im In- und Ausland haben diese Blaufränkisch mit Riedbezeichnungen wahren Kultstatus erreicht. In Horitschon genießt die Ried Dürrau höchstes Ansehen, ebenso wie die Weine aus der Ried Hochäcker, Namen wie Sonnensteig und Hochberg stehen in Neckenmarkt für höchste Qualität, aber auch der Hochberg im Alten Weingebirge von Deutschkreutz bringt Toptrauben hervor.
Aber das Blaufränkischland ist auch die Wiege einiger der legendärsten Rotweincuvées Österreichs. Der Reigen dieser aus mehreren Rebsorten sorgfältig assemblierten und im kleinen neuen Eichenfass ausgebauten gesuchten Tropfen umfasst so bekannte Namen wie Gesellmanns Bela Rex, Iglers Ab Ericio, Kerschbaums Impresario, Silvia Heinrichs Elegy, der Patriot von Josef Tesch, Gagers Cablot oder Ego vom Weingut Pfneisl, um einige Beispiele zu nennen. Sicher ist, dass hier die Freunde reinsortiger Rotweine ebenso auf ihre Rechnung kommen wie die Liebhaber komplexer Cuvées.
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