Birgit Eichinger gewinnt Falstaff Grüner Veltliner Grand Prix 2012

Aus der aufwendigen Vergleichsverkos­tung, in der Falstaff die besten des Jahrgangs 2011 ermittelte gingen Sepp Dockner und Josef Schmid als ex aequo Zweitplatzierte hervor.

Kaum eine andere Rebsorte hat in den letzten Jahrzehnten einen derartigen Imagegewinn erfahren wie der Grüne Veltliner aus Österreich. Vom Status eines simp­len  Heurigen- und Alltagsweins hat er es zu weltweiter Anerkennung gebracht und wird heute in einem Atemzug mit Rebsorten wie Riesling und Chardonnay genannt.

100 Weine im Finale
Eine besonders ausgeprägte Sortencharakteristik entwickelt der Grüne Veltliner als Kabinettwein. Der Förderung genau dieser Kategorie ist der »Falstaff Grüner Veltliner Grand Prix« gewidmet. Eine Blindverkos­tung von 100 Weinen im großen Finale war die Grundlage für die Entscheidung über die drei besten Weine aus dem Jahrgang 2011. Nach mehreren Stunden konzentrierter Degustationsarbeit ging der Grand Prix für den besten Grünen Veltliner in der klassischen Kategorie an Birgit Eichinger aus Strass im Strassertal im Weinbaugebiet Kamptal.

Der Siegerwein
Die Trauben für den Siegerwein reiften auf der traditionsreichen Lage Wechselberg. Der Wein hat knapp 13 Volumenprozent und zeigt im Bukett eine feine frische Apfel- und Kräuternote, wie sie für den Veltliner typisch ist. Am Gaumen fördert ein angenehmes Säurespiel die Trinkfreude, zarte Orangennoten im Abgang künden vom Boden, in dem die Reben für diesen Kamptal-DAC-Wein wurzeln. Die Lage Wechselberg ist geprägt von Verwitterungsböden des Kris­tallins der Böhmischen Masse und ­kris­tallinem Schiefer, was dem Wein auch Leichtfüßigkeit und Feingliedrigkeit verleiht. Das Terroir hat auch wesentlich dazu beige­tragen, dass der Wein von Birgit Eichinger im allgemein säurearmen Jahr 2011 die passende Säure erhalten konnte. Die Winzerin kann als Veltliner-Spezialistin bezeichnet werden, denn in ihren Weingärten dominiert die Sorte mit einem Anteil von rund 60 Prozent. Mit 3,5 Hektar aus dem elterlichen Betrieb hat Eichinger ihr Weingut 1992 gegründet, heute ist es ein Vorzeigebetrieb mit neun Hektar in besten Strasser Traditionslagen.

So sehen Grand-Prix-Siegerinnen aus: Birgit Eichinger gewann mit einem Gewächs aus der traditionsreichen Lage Wechselberg. / Foto: Achim Bieniek

Topwinzerin mit internationaler Strahlkraft
Der Gewinn des Grand Prix ist für Birgit Eichinger nichts Neues. Schon 1997, als ­Österreichs Top-Veltliner erstmals in der heutigen Form ermittelt wurden, stand einer ihrer Weine ganz oben in der Ergebnisliste. Dazu kommen noch zahlreiche weitere ­Prämierungen bei anderen Verkos­tungen. Das und die homogene Qualität ­ihrer gesamten Weinpalette machen die Nieder­öster­reicherin zu einer Topwinzerin Österreichs mit internationaler Strahlkraft – nicht weniger als 50 Prozent der Eichinger-Weine werden exportiert.

Josef Dockner und Josef Schmid ex aequo Zweite
Den zweiten Rang der diesjährigen Verkos­tung teilen sich zwei Betriebe aus dem Kremstal. Beide Winzer – Josef Schmid und Josef Dockner – beweisen seit vielen Jahren ein gutes Händchen für den Grünen Veltliner und stehen nicht zum ersten Mal auf dem Grand-Prix-Podest.

Josef Schmid holt das Beste aus seinen Terroirs, die ihm ein breites Bodenspektrum von Löss bis Urgestein bieten. / Foto: Achim Bieniek

Große Boden-Bandbreite
Josef Schmid konnte bereits 2007 mit dem Grünen Veltliner Kremser Alte Reben 2006 einen zweiten Platz erringen. Er war heuer mit dem Kremstal DAC Kremser Wein­gärten 2011 erfolgreich. Josef Schmid­ kultiviert seine Reben auf 14 Hektar. Die Weingärten liegen großteils rund um Stratzing auf einem Hochplateau zwischen Krems und Langenlois, weiters auf Bergterrassen bei Senftenberg, im Kremstal und rund um die Stadt Krems. Damit hat er ein weites Spektrum an Böden zur Verfügung – vom Löss bis zu Urgesteinswein – und die Grundlage für erstklassige Veltliner und Rieslinge.

Serien-Vizemeister Dockner: Nach dem 2009er gewann auch ein 2011er aus seinem Weingut eine Silber­medaille beim Veltliner Grand Prix. / Foto: Achim Bieniek

Top-Veltliner beim TOP Heurigen
Der Winzerhof Familie Dockner aus ­Höbenbach überzeugte die Jury mit dem Krems­tal DAC Frauengrund 2011. Die heurige Grand-Prix-Silbermedaille ist die zweite für dieses Weingut, denn schon mit dem Grünen Veltliner Frauengrund aus 2009 konnte ein Dockner-Wein beim Grand Prix (fast) ganz oben landen.

Mit einem sehenswerten modernen Weinverkostungszentrum und dem erst jüngst zum zweiten Mal in Folge als »TOP Heuriger ­Niederösterreichs« ausgezeichneten Buschen­schank zählt das Weingut bei Göttweig zu den absoluten Spitzenadressen für einen ­Winzerbesuch im Kremstal.

Bestnoten für sechs weitere Betriebe
Neben den Weingütern Eichinger, Dockner und Schmid erreichten sechs weitere Betriebe die Spitzennote von fünf Sternen, darunter mit dem Weinbau Bauer aus Ebenthal und dem Weingut Zimmerl aus Untermarkersdorf (beides im Weinviertel) zwei noch weitgehend unbekannte Betriebe – Betonung auf »noch«. Weiters platzierten sich hervorragend Kurt Angerer aus Lengenfeld und der Geyerhof aus Oberfucha (beide Kremstal), das Weingut Holzapfel aus Joching/Wachau und Karl Fritsch aus Oberstockstall am Wagram.

Sortentypizität entscheidend
Allen ausgezeichneten Weinen ist gemeinsam, dass sie die Typizität des Grünen Veltliners beispielhaft zum Ausdruck bringen. Seit jeher ist es die Intention des »Falstaff Grüner Veltliner Grand Prix«, die besten Grünen Veltliner zu bestimmen, und nicht die besten Weine, die aus Trauben des Grünen Veltliners erzeugt wurden.
In der heutigen Zeit ist diese Feststellung besonders wichtig. In den letzten Jahren war bei Weißweinen im mittleren Preissegment ein Trend zur Uniformität unübersehbar. Weine mit eigenständiger Handschrift wurden immer seltener. Weiters werden Grüne Veltliner zusehends in Richtung eines breiten Publikumsgeschmacks vinifiziert – was kommerziell fallweise Sinn ergeben kann, aber ­sicher nicht dazu angetan ist, dass die Sortentypizität optimal herausgearbeitet wird. Auch im Rahmen des gesetzlich Erlaubten bietet die moderne Kellertechnik vielfältige Möglichkeiten, auf das Geschmacksbild der Weine einzuwirken. Es entstehen Veltliner mit Sauvignon-Blanc-Touch oder Sämlington, andere wieder sind Rieslingen zum Verwechseln ähnlich. Und wenn diese Produkte fraglos aus Grünem Veltliner bestehen, sind es doch keine Weine, die beim Veltliner Grand Prix reüssieren sollen.

Match zwischen etablierten und noch nicht so bekannten Weingütern
Zu der von der »Niederösterreichischen Versicherung« unterstützten und im Zusammenwirken mit der Landwirtschaftskammer Niederösterreich durchgeführten Verkostung waren daher nur Weine des »klassischen Typs« zugelassen: extra trocken ausgebaut mit einem Restzucker von maximal vier Gramm je Liter und einem tatsächlichen Alkoholgehalt von nicht mehr als 13 Volumenprozent. 70 der 100 Proben wurden aus den Top-Weinen der alljährlich abgehaltenen ­niederösterreichischen Landesweinkost rekrutiert. Dazu nominierte Falstaff weitere 30 Weine von renommierten Veltliner-Erzeugern. Damit war auch dieser Grand Prix ein Match zwischen etablierten und noch nicht so bekannten Weingütern und bot auch Newcomern die Chance auf eine Präsentation ihrer Weine vor großem Publikum. Für Weinfreunde hat das vor allem den Vorteil, neue und mitunter erstaunlich kostengüns­tige Bezugsquellen für hervorragende Veltliner zu erfahren.

Der aktuellste Stand der österreichischen Veltliner-Kultur wird durch das Ergebnis des »Falstaff Grüner Veltliner Grand Prix« 2012« ­dokumentiert. Darin finden Sie auch all jene Veltliner, die sich über die nieder­österrei­chische Landesweinbewertung qualifiziert haben und bei der Falstaff-Probe genug Punkte sammeln konnten. Zur Planung Ihrer Investments in typische Veltliner ist bei jedem Wein der Ab-Hof-Preis angeführt.

Zu den Verkostungsnotizen

INFO

Winzerhof Familie Dockner
Kremstal
3508 Höbenbach
Ortsstraße 30
T: +43/(0)2736/72 62, F: DW 4
winzerhof@dockner.at
www.dockner.at

Weingut Birgit Eichinger
Kamptal
3491 Strass
Langenloiser Straße 365
T: +43/(0)2735/56 48, F: DW 8
office@weingut-eichinger.at
www.weingut-eichinger.at

Weingut Josef Schmid
Kremstal
3552 Stratzing
Obere Hauptstraße 38
T: +43/(0)2719/82 88, F: DW 18
weingut@j-schmid.at
www.j-schmid.at

Text von Peter Moser
Fotos von Achim Bieniek

Aus Falstaff Nr. 5/2012

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