Bier-Offensive in den Spar-Supermärkten

Zwei frisch gebackene Diplom-Sommeliers kümmern sich um Biere von über 180 heimischen Brauereien.

Neben den laufenden Bemühungen um eine attraktive Auswahl in der Interspar Weinwelt, will die Supermarktkette nun auch das Biersortiment noch regionaler, lokaler und vielfältiger ausbauen. Noch vor zehn Jahren war es fast undenkbar, als Winzer im Handel gelistet zu sein, heute umfasst das Sortiment 500 österreichische Weine! Nun stecken sich die Verantwortlichen ähnliche Ziele beim Bier. Auch hier soll noch mehr mit kleinstrukturierten österreichischen Brauereien zusammengearbeitet werden.
 
Breits jetzt sind Biere von über 180 Brauereien aus Österreich, darunter sehr viele regionale und lokale kleinstrukturierte Brauereien, im Sortiment. Es handelt sich dabei nach eigenen Angaben um die größte Biervielfalt im Lebensmitteleinzelhandel. Diese Position soll nicht nur gefestigt werden, es sollen noch mehr Raritäten und Spezialitäten eingeführt werden. Zusammen mit kleinen Brauereien will man auch ganz konkret an der Produktentwicklung arbeiten. Um das Thema Bier noch weiter voranzubringen, haben die Produktmanager Roland Jegle und Christoph Lindlbauer die Ausbildung zum Diplom-Biersommelier gemacht. Falstaff hat die beiden Experten zur Situation am heimischen Biermarkt befragt.

Welche Trends haben sie beim Einkauf in der Bierszene festgestellt?
Die größten Trends, die wir derzeit bei Bier bemerken, sind alkoholfreies Bier und Biermischgetränke. Der Umsatz bei Radler hat sich beispielsweise innerhalb weniger Jahre verdoppelt, alkoholfreies Bier verzeichnet in den letzten beiden Jahren eine Steigerung von 20 Prozent. Auch beim Spezialbier verzeichnen wir steigende Nachfrage. Das lässt sich darauf zurückführen, dass Bier auch immer mehr als Erfrischungsgetränk zum Mittagessen oder nach dem Sport als Durstlöscher getrunken wird. Einher geht das mit einer neuen Zielgruppe der sportlichen und aktiven Menschen, die auf den Biergeschmack gekommen sind. Der Trend zum alkoholfreien Bier geht mit dem veränderten Fitness- und Gesundheitsbewusstsein einher. Bier hat sich mehr und mehr als Getränk zum und nach dem Sport entwickelt, weil es ein guter Durstlöscher ist und vom Körper aufgrund der Elektrolyte gut aufgenommen wird. Zudem können alkoholfreie Biere mit ihrem geringen Kaloriengehalt punkten. Dadurch sind z.B. auch immer mehr Frauen vom Biergenuss überzeugt.

Wann trinken die Österreicher ihr Bier?
Auch die Anlässe, zu denen Bier getrunken wird, haben sich geändert. Während bislang zu Mittag verbreitet Softdrinks und gespritzte Säfte getrunken wurden, kommt immer häufiger auch alkoholfreies Bier auf den Tisch. Der Bier-Genuss vor Feierabend ist Trend geworden. Und Radler sowie alkoholfreies Bier sind dafür genau richtig. Alkoholfreies Bier ist aber auch für viele eine gute und schmackhafte Alternative, wenn man in gewissen Situationen auf Bier verzichten muss (z.B. noch Autofahren muss etc.). Das Bewusstsein vieler Biertrinker hat sich verändert.

Welchen Stellenwert hat Craft Beer im Sortiment?
(Österreichisches) Craft Bier ist ein Nischenprodukt im Lebensmittelhandel, allerdings sehr wichtig für uns. Wir wollen unseren Kunden eine große Biervielfalt anbieten und führen aus diesem Grund auch Craft Bier und besondere Bierstile von kleinen Brauereien in unserem Sortiment. Denn auch wenn dies keine Massenprodukte sind, wollen wir den kleinen Brauereien des Landes und ihren besonderen Produkten die Bühne bieten und auch unseren Kunden die Vielfalt der österreichischen Braukultur näherbringen. So führen wir z.B. Craft Bier vom Brauhaus Gusswerk aus Salzburg, der Handbrauerei Forstner aus Kalsdorf bei Graz oder Loncium aus Kötschach-Mauthen in Kärnten etc. regional in unseren Regalen. Wir werden das Sortiment auch weiterhin ausbauen!

Welche Bierstile sind bis jetzt am populärsten (Konventionelle und Craft Biere)?
Märzen-Bier ist die beliebteste Biersorte der Österreicherinnen und Österreicher. Das schon seit vielen Jahrzehnten. Bei Craft Beer gibt es mehrere Entwicklungen und Bierstile die sich einer immer größeren Beliebtheit erfreuen. Wie India Pale Ale (IPA) oder aber auch diverse belgische Bierstile wie Witbier werden nachgefragt.

Welche Preise sind die Kunden bereit zu bezahlen? Wie hochpreisig kann das Angebot sein?
Für Liebhaber dieser speziellen Biersorten steht der Preis nicht im Vordergrund, sondern der besondere Charakter des Bieres, die Rezeptur, der Geschmack oder der besondere Braustil etc. Für Bierliebhaber ist wichtig, dass das Bier ein Unikum ist.

Wieso ist in vielen Filialen von der großen Vielfalt mit 180 Brauereien nichts zu merken?
Wir führen rund 970 verschiedene Biersorten in unserem Sortiment. Einige davon ganzjährig, andere saisonal. Viele sind in allen unseren SPAR, EUROSPAR und INTERSPAR-Märkten zu kaufen, viele davon jedoch nur regional oder lokal gelistet. Quasi regionale und lokale Bierspezialitäten für die Menschen in der jeweiligen Region. Bei der INTERSPAR haben wir 2011 mit der Initiative »Von dahoam das Beste!« gestartet und führen mittlerweile schon 6.500 lokale Produkte von 620 lokalen Lieferanten und Produzenten. Darunter auch Bier von kleinen Brauereien, die teilweise nur den Markt in ihrer unmittelbaren Umgebung beliefern. Wir sind stolz, dass wir Biere von sehr kleinstrukturierten Brauereien im Sortiment führen, die normalerweise den Handel gar nicht bedienen. Ein Beispiel dafür ist die Weißbierbrauerei »Die Weisse« in Salzburg. Der Anteil an österreichischen Bieren in unserem Sortiment liegt bei deutlich über 90 Prozent.

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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