Ein schöner Herbst brachte ideale Erntebedingungen.

Ein schöner Herbst brachte ideale Erntebedingungen.
© ÖWM/Marcus Wiesner

Beste Voraussetzungen für einen großen Jahrgang

Hohe Traubenreife, gute Fruchtausprägung, lebendige Säurestruktur und eine durchschnittliche Menge stehen für das Weinjahr 2019.

»Das wird ein richtiges Neuner-Jahr«, hört man dieser Tage von erfahrenen Winzern, wenn es um den neuen Jahrgang geht. Etwas abergläubisch wird dabei an eine Serie gedacht, die die Ausnahmejahrgänge 1989, 1999 und 2009 umfasst und somit alle zehn Jahre höchste Qualitäten stellt.

Der Witterungsverlauf dieses Jahres begann mit einem milden Winter und einem warmen April, der stellenweise schon aktive Knospen mit sich brachte. Der kälteste Mai seit 1991 verzögerte die Entwicklung der Reben. Die Rebblüte setzte dadurch etwa zehn Tage später als im Vorjahr ein, was im langjährigen Schnitt einen Normalzeitpunkt bedeutet. In allen Weinbaugebieten wurde die Blüte bis Mitte Juni relativ zügig beendet. Der wärmste, sonnigste und trockenste Juni aller Zeiten (4,7 °C über dem Durchschnitt seit Beginn der Messungen 1767) war ein Monat für die meteorologischen Geschichtsbücher, auch Juli und August waren überdurchschnittlich warm. Mehrere Hitzewellen mit teils schweren Gewittern und sintflutartigen Regenfällen prägten diese Sommermonate. Von größeren Hagelschäden blieb man heuer zum Glück aber verschont.

Die Ernte gestaltete sich durch den milden September und warmen Oktober sehr komfortabel. Es konnte in Ruhe und wie geplant gelesen werden, Andauernde Schlechtwetterfronten blieben aus und nötigten somit nicht zu eventuell vorzeitigen Lesedurchgängen oder Erntepausen. Die gute Nachtabkühlung sorgte auch für die Förderung der Fruchtigkeit und den Erhalt der Säurestruktur.

Niederösterreich

Nach dem Ernteplus des letzten Jahres gab es heuer bedingt durch Hitze und wenig Niederschlag etwas weniger Trauben, die dafür vollreif und sehr gesund waren; die erwartete Qualität ist ausgezeichnet. Mitte Oktober neigte sich die Lese dem Ende zu. Die Kellerarbeit läuft aktuell reibungslos, die Jungweinverkostungen lassen die Vorfreude auf einen großen Jahrgang wachsen. Die 2019er-Weine zeichnen sich durch einen angenehmen Trinkfluss und eine ausgeprägte Sortentypizität aus. Der gehaltvolle Charakter wird von einem moderaten Alkoholgehalt unterstützt, die gute Säurestruktur fördert zudem die Fruchtigkeit.

Burgenland

Vom Norden bis ins Südburgenland freut man sich über die hervorragende Traubenqualität. Nach dem überdurchschnittlichen Ernteergebnis 2018 sind heuer aber rund 30 Prozent weniger Menge zu verzeichnen. Die Saftausbeute war aufgrund der hohen Temperaturen im Sommer sehr gering, die Trauben dafür umso intensiver im Geschmack. Auch im Burgenland herrschte während der Erntezeit durchgehend schönes Wetter, das einen entspannten Leseablauf ermöglichte.

 Die Jungweine zeigen sich sehr aromatisch und mit einem sehr guten Säuregerüst, das besser als 2018 beurteilt wird und gutes Reifepotenzial verspricht.

Steiermark

Im Gegensatz zu anderen Weinbaugebieten führte der Regen in der Steiermark nach aktuellen Schätzungen zu einer etwas größeren Erntemenge als im Vorjahr. Die Weinlese begann Mitte September bei optimalem Wetter und dauerte – ohne die gefürchteten Niederschläge – bis in den Oktober an. Gesunde Trauben, deren Reife heuer in einem etwas späteren und somit kühleren Zeitraum erfolgte, lassen sehr harmonische, ausgewogene und besonders fruchtige Weine erwarten. Ein klassisch steirischer Jahrgang mit frischer Säure und moderatem Alkoholgehalt wartet auf die Weingenießer.


Wien

Auch Österreichs Hauptstadt konnte heuer hervorragende Qualitäten in etwas geringerer Menge als im Vorjahr einbringen. Der »Junge Wiener« gibt bereits einen sehr guten Vorgeschmack auf die Weine, die zu erwarten sind: fein, sortentypisch, mit ausgeprägter Trinkigkeit und guter, schön eingebundener Säure.

oesterreichwein.at

Bernhard Degen
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