Das legendäre »Badrutt’s Palace« brachte St. Moritz auf die Landkarte der Wintersportler.

Das legendäre »Badrutt’s Palace« brachte St. Moritz auf die Landkarte der Wintersportler.
© Paul Thuysbaert

Belle Epoque: Die goldenen Jahre sind zurück

Lange Zeit galten sie als verstaubt, doch jetzt feiern die legendären Hotels der Belle Epoque ein rauschendes Comeback. Hier lässt sich wahrer Luxus erleben – wie in vergangenen Zeiten.

Luxus kennt viele Facetten. Vor allem wenn es darum geht, außerhalb der eigenen vier Wände zu übernachten. Die einen mögen es spartanisch, die anderen modern, und immer mehr Menschen suchen nach Orten, die Luxus in seiner reinen, zeitlosen Form verkörpern. Diese ist in den legendären, pompösen Häusern aus der Belle Epoque zu finden, deren Geschichte förmlich zu riechen ist.
Die Schweiz besitzt eine lange Tradition, was diese Häuser angeht. Häuser, in denen sich der alte Adel früher monatelang mit der gesamten Entourage einmietete, wo perfekter Service geboten und ausschweifende Feste gefeiert wurden. Über lange Zeit litten die Häuser unter dem Ruf, verstaubt zu sein. Aber das ist passé. »Die Gäste suchen heute etwas Besonderes, Orte, die etwas zu erzählen haben«, weiß Roland Hunziker, Geschäftsführer der Swiss Historic Hotels, zu berichten. Die Organisation vereint über 50 historische Hotels in der Schweiz, darunter viele Häuser aus den goldenen Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. Solche, die es in unsere Dekade geschafft haben. Denn viele der Hotels verloren, als die Monarchien mit dem Ersten Weltkrieg untergingen, ihre wichtigsten Gäste und litten zum Teil über Jahrzehnte.
Heute sind die Grandhotels und Jugendstilhäuser wieder zum Markenzeichen geworden wie im 19. Jahrhundert. »Die Nachfrage ist groß, denn viele Leute sehnen sich heute wieder nach etwas Handfestem, genießen das Schauspiel in den großen Häusern, das Gefühl, in einer vergangenen Zeit gelandet zu sein, und die Geschichte, die mitschwingt«, erzählt Hunziker.

Charme vergangener Tage

Ohne das weltberühmte Fünf-Sterne-Haus »Badrutt’s Palace« wäre St. Moritz heute wohl nicht, was es ist: ein glamouröser Wintersportort, der die Reichen und Schönen aus der ganzen Welt anzieht. Caspar Badrutt legte im Jahr 1872 mit dem Kauf und Umbau des St. Moritzer »Hotel Beau Rivage« zum Palace Hotel den Grundstein. Die ersten Wintergäste kamen nach St. Moritz und Badrutt erfand mit dem Bau von Curling-Bahnen und der ersten künstlichen Schlittenbahn nebenbei auch gleich noch den alpinen Wintertourismus. Heute können die Gäste nicht nur in der Vergangenheit schwelgen, sondern in einem der besten Spas der ganzen Schweiz entspannen und auch kulinarisch aus dem Vollen schöpfen. Hier ist der Ableger von Starkoch Andreas Caminada, das Restaurant »IGNIV«, zu Hause, genauso wie das »La Coupole«, geführt vom Japaner Nobuyuki Matsuhisa. Beide genauso legendär wie das Haus selbst.

Über dem Brienzersee erhebt sich das »Grandhotel Giessbach«. Umgeben von Bergen, Wäldern und Almwiesen, verblüfft dieses Märchenschloss aus der Belle Epoque mit seinem atemberaubendem Ausblick auf die unversehrte Seelandschaft. Hier verbrachten gekrönte Häupter genauso wie gefeierte Künstler ihre Sommer und tankten Kraft.
Ein weiteres Juwel der Belle Epoque, das »Victoria-Jungfrau«, liegt nicht weit von hier in Interlaken. Das Hotel mit über 150-jähriger Geschichte verzückt bis heute mit goldfunkelnden Spiegeln, Stuck und Kristall und gilt als eines der Aushängeschilder der Schweizer Luxushotellerie. Nicht nur das hauseigene Restaurant »La Terrasse« im Stile einer Orangerie ist eine wahre Augenweide.
Weiter oben in Obwalden befindet sich das denkmalgeschützte, 1896 erbaute Jugendstil-Hotel »Paxmontana«. Auch hier ist die Vergangenheit noch deutlich zu erkennen. Der einzigartige Laubengang zum Hotel, mit Blattgold versehene Stuckaturen an den Decken, um nur einige Details zu nennen, sind Zeugen einer vergangenen Zeit. Die lässt sich auch in der Nähe von Laax im »Schweizerhof« in Flims erleben, einem romantischen Hotel, in dem nicht nur Friedrich Nietzsche einen Sommer verbrachte, sondern wo auch der populäre Schweizer Autor Martin Suter immer wieder die stehengebliebene Zeit genießt. Vielleicht ticken die Uhren in den Häusern der Belle Epoque noch etwas langsamer – und das ist in unserer heutigen Zeit und vor allem in den Ferien purer Luxus.

Erschienen in
Gourmet im Schnee 2017

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