Die Malerfürsten Hermann Nitsch und Christian Ludwig Attersee im »Oswald & Kalb«

Die Malerfürsten Hermann Nitsch und Christian Ludwig Attersee im »Oswald & Kalb«
Foto beigestellt

Beisl-Legende »Oswald & Kalb« feiert 40. Geburtstag

Große Attersee-Ausstellung zum Jubiläum des Wiener Künstlertreffs – seit vier Jahrzehnten Anziehungspunkt für Weltstars und Originale, von Falco bis Qualtinger.

40 Lenze sind vergangen, seit der Kunsthändler Kurt Kalb mit seiner Lebensgefährtin Evelyn Oswald in einem Greißler-Gewölbe in der Bäckerstraße ein Wirtshaus eröffnete. Es sollte ein Gasthaus sein, das sie selbst gerne besuchen. Die Küche übernahm die steirische Verwandtschaft von Oswald und setzte demonstrativ Kürbiskernöl ein, das damals noch exotisch anmutete. Die kunstsinnigen Gastronomen trafen den Nerv der Zeit und das »Oswald & Kalb« wurde bald vom stark frequentierten Künstlertreff zur Beisl-Institution.

Hier traf Hochkultur auf Wiener Original. Udo Proksch gönnte sich täglich die Kruste vom Schweinsbraten, Falco kehrte gerne ein und traf unter anderem auf Langzeit-Bürgermeister Helmut Zilk, Formel-1-Legende und Airline-Chef Niki Lauda, Kunst-Star Martin Kippenberger, Fotografin Elfie Semotan oder Künstlerin Maria Lassnig. Auch Helmut Qualtinger schätzte Atmosphäre sowie Küche. Die ist unverändert auf hohem Niveau und mit einer Falstaff-Gabel geadelt. Sie bleibt ihren steirischen Wurzeln treu.

Klassische Wiener Wirtshaus-Architektur
© Oswald & Kalb
Klassische Wiener Wirtshaus-Architektur

Schon zur Gründung gaben sich die Wiener Aktionisten rund um Christian Ludwig Attersee, H.C. Artmann, Günter Brus, Gerhard Rühm, Hermann Nitsch, Walter Pichler und Walter Schmögner nicht nur die Klinke in die Hand, sondern gerne auch die Gläser bei gemeinsamen Kunstaktionen. So spielte Attersee am Klavier zum 50. Geburtstag von Hans Hollein, Österreichs bekanntesten Architekten. Schon die Eröffnung des legendären Lokals bleibt unvergessen, bei der sich zwei stadtbekannte Damen nackt am Boden geliebt haben und für einen Skandal sorgten – ganz im Sinne der avantgardistischen Kunstbewegung.

Attersee war so angetan vom Schmelztiegel der Kunstschaffenden, dass er von 1995 bis 2003 mit dem »Alt Wien« selbst unter die Gastronomen ging und temporär die Herrschaft über die kulturellen Szene-Treffs übernahm.

Attersee schenkt 20 Jahre

Jetzt kehrt der Malerfürst zum pandemiebedingt verschobenen runden Geburtstag in das »Oswald & Kalb« zurück und schenkt der angestammten Homebase der Wiener Kulturszene eine Ausstellung mit einem Querschnitt seines Œuvres der vergangenen 20 Jahre. Seine Werke sind im ersten Raum rund um die Bar zu sehen, während rund 50 Porträts der bekannten Gäste aus allen vier Dekaden den zweiten Raum zieren und an geschichtsträchtige Momente und Begegnungen erinnern.

»Ich wollte diesen ersten Raum besonders schön gestalten, damit das Trinken und die Kunst harmonisch zusammenfinden«, meint Attersee zur Ausstellung.

Zur Vernissage und Geburtstagsfeier am 6. Juli 2021, um 18.30 Uhr, haben sich nicht nur Weggefährten und Künstlerfreunde angekündigt. Ex-Kulturstadtrat und Rektor der Musik und Kunst Universität der Stadt Wien Andreas Mailath-Pokorny unterbricht für das Künstlerfest sogar seinen Urlaub, um den hierorts so erfolgreichen kunstsinnigen Dialog weiterzuführen.

Bernhard Degen
Autor
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