Barcelona: Metropole mit Stil und Meer

Jeder, der einmal in der mit Abstand meistbesuchten Stadt Spaniens war, kommt sicher wieder. Die Gründe: Mode, Design, Architektur, Essen und Trinken.

Eines Morgens war da ein weißer Strich quer durch die Innenstadt. Mit Separatisten hat man in Barcelona Erfahrung, erst im Sommer gingen Hunderttausende Katalanen auf die Straße, um für mehr Autonomie zu demonstrieren. Doch Separation zwischen Besuchern und Bewohnern – das ist eine neue Idee, geboren im Sommer 2010.

Unbekannte hatte über Nacht an mehreren beliebten Promenaden weiße Linien aufgemalt und je zwei Worte dazu geschrieben: Links stand sinngemäß Touristen, rechts Einhei­mische. Der Hintergrund dieser Provokation, über die in sämtlichen Lokalmedien berichtet wurde: Die nächtlichen Straßenmaler wollten darauf hinweisen, dass sich die Bewohner immer häufiger des Eindrucks nicht erwehren können, ihre Heimatstadt mutiere zum zweiten Venedig.

6,5 Millionen Gäste kamen 2009 aus aller Welt hierher. Seit sich die einst unattraktive und graue Hafenstadt für die Olympischen Spiele 1992 neu erfunden hatte, brach ein ungeahnter Boom aus. Man kommt hierher zum Einkaufen, die katalanischen Modeschöpfer genießen Weltruf. Man liebt die brodelnde Clubszene und die langen Nächte. Man liebt die Märkte und ihre unglaublichen Produkte. In puncto Ästhetik herrscht nicht der Kleingeist mancher deutsch- sprachiger Kommunen, hier dürfen einheimische Architekten regelmäßig aufregende Bauten ins Stadtbild setzen. Ein Musterbeispiel ist das neue W Hotel im Hafen, dessen Segelform auch in Dubai eine gute Figur machen würde.

Viele lieben Barcelona wegen der Kultur- und Designszene oder weil diese Metro- pole ­eine der wenigen Europas ist, wo die City bis direkt an den Strand reicht. Eine weitere Hauptattraktion ist die Gastronomie dieser Stadt, der viele katala- nische Spitzenköche ihren Stempel aufgedrückt haben, allen voran Ferran Adrià. Der ab 2012 in den Vorruhestand tretende Ausnahmekoch kann hier während eines kleinen Stadtbummels Dutzende seiner ehemaligen Mitarbeiter und Schüler besuchen, kaum einer der angesagten Köche schaute nicht eine Zeit lang im »El Bulli« dem Meister über die Schulter. Glücklicherweise fanden aber alle ihren eigenen Weg, ohne zu billigen Kopisten dieses globalen Gurus zu mutieren – genauso wie es Künstler, Modemacher und all die anderen Kreativen Barcelonas nicht nötig haben, sich an den Geschmack anderer anzubiedern. Stil hat man, oder man hat ihn nicht. Diese Stadt hat ihn.

Tipps: Die besten Adressen von Barcelona.

von Alexander Bachl 

aus Falstaff Nr. 7/2010

Alexander Bachl
Alexander Bachl
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