Bachls Sixpack, Teil 6: Barristoro Tribordo

Ein sizilianischer Yachtfreak warf Anker am Herd im sechsten Wiener Bezirk.

Die Yachtrevue widmet sich üblicherweise nicht neuen italienischen Res­taurants. In diesem Fall herrscht allerdings Aufruhr in der Szene der Liebhaber gediegener Boote. Padro­ne Bartolomeo Caccia aus Palermo, ­studierter Schiffsbauer und einstiger Yachthändler, hat ernsthaft ein wunderschönes Riva Aquarama, ein Prachtexemplar hölzerner Bootsbaukunst, auseinandergesägt, um dar­aus die Bar für sein ziemlich skurril ge­ratenes »Barristoro Tribordo«, zu Deutsch »Gasthaus Steuerbord«, zu basteln.

Barristoro TribordoHolzplanken auf dem Boden, Täfelungen mit Bootsfugen, Luken an den Wänden: Alles sieht nach Meer aus. Und die Karte ist auch nicht gerade die eines Fleischliebhabers. Der Naschmarkt ist nah, daher tut es sich Herr Caccia tatsächlich an, täglich je nach Einkauf eine neue Karte zu schreiben und auf die Home­page zu stellen. Und sehr viel puristischer – man könnte aber auch schlichter sagen – kann man in Wien kaum italienisch essen.

Die Mies­muscheln kommen in Weißwein gedämpft. Basta. Zu den gegrillten und ziemlich köstlichen Süßwassergarnelen gibt’s einen grünen Salat mit Fenchel. Punkt. Der sehr gute Branzino ist im Ganzen gegrillt. Ende. Wäre das Service weniger desorientiert und besser informiert, welche Weine überhaupt vorrätig sind, könnte das etwas schlingernde Schiff irgendwann erfolgreich ankern. Ein kleiner Ausflug zu Neuvorstellung Nummer drei könnte Hinweise liefern, wie man das macht.

Bewertung
Essen 36/50
Service 12/20
Weinkarte 11/20
Ambiente 7/10
GESAMT 66/100

von Alexander Bachl

aus Falstaff 02/10

BARRISTORO TRIBORDO
Girardigasse 2
1060 Wien
T: +43/(0)1/890 17 33
Mo.–Sa. 18–23 Uhr
www.tribordo.com

Alexander Bachl
Alexander Bachl
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