In der ehemaligen nun nett hergerichteten Spelunke im Souterrain wird nun aufgekocht.
Chinesen sagt man nach, nur ungern im Angestelltenverhältnis tätig zu sein. Man werkt lieber auf eigene Rechnung, die Unzahl von China-Restaurants bestätigt diese These. Der überwiegende Teil der heimischen Köche bevorzugt dagegen Gehaltszettel statt Steuererklärung. Das ist legitim, die lebendigeren Lokalszenen sind aber an mentalitätsmäßig risikofreudigeren Orten wie Berlin oder London zu Hause. Langsam kommt aber auch in Wien Schwung ins Geschehen. Und es ist auch gar nicht so riskant, eine ehemalige Spelunke im Souterrain zu übernehmen, adrett herzurichten und draufloszukochen. Roman Steger hat diesen Weg gewählt, seine gastronomischen Wurzeln liegen auch in den Genen. Sein Vater war dereinst Co-Betreiber des legendären »Mattes« und schrieb Wiener Gastronomiegeschichte. Später werkte Steger im »Gaumenspiel« und beim verblichenen »Jeitler«.
Nun kocht er zusammen mit Simon Siebdrath, der zuvor auch an allerlei illustren Adressen am Herd stand. Hier ist ein paar Schritte unter Straßenniveau alles auf erfreuliche Art heruntergebrochen. Man wählt aus drei Menüs, einem bodenständigen, einem feineren und einem Überraschungsmenü, bei dem nur die Zutaten verraten werden. Nicht alles bleibt in Erinnerung, die klare Suppe mit Einlagen erweist sich als eher blasses Gewässer. Den faschierten Braten mit Matjes und Makrele wird man sich dagegen sicher merken. Und was absurd klingt, fügt sich am Gaumen recht bemerkenswert zusammen: Kabeljau mit Roter Rübe und Mohnbutter ergibt das Highlight des Abends. Und das etwas trocken geratene Fleisch von ausgelöster Entenkeule macht sich gut mit Linsenlaibchen und Powidl-Espuma. Die Weinkarte ist klein, aber überraschend oho. Ein unprätentiöses Esserlebnis mit Spaßfaktor.
BEWERTUNG
Alexander Bachl
Essen 42 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 145 von 20
Ambiente 7 von 10
GESAMT 79 von 100
€€
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Speisekammer
Tigergasse 31
1080 Wien
T: +43/(0)680/440 63 38
Di.–Sa. ab 18 Uhr
www.speisekammer.cc
Text von Alexander Bachl
Aus Falstaff Nr. 02/2013
