Bachls Sixpack, Teil 5: Holy Moly!

Ceviche mit Yuzu-Spargel, Kutteln mit winzigen Moscardini-Tintenfischen oder geschmorte Maibockschulter mit Pfef­fer­mango gibt es am Wiener Badeschiff zu degustieren.

Christian Petz kann sehr grantig werden, wenn ihm jemand kommt mit Sätzen wie: »Sie verschwenden ihr Talent.« Anwort: »Wollen Sie mir erklären, dass meine neuen Gäste es nicht wert sind, von mir bekocht zu werden. Oder was?« Immer wieder boten wohlhabende Menschen Petz seit seinem Ausstieg im Palais Coburg Ende 2008 an, ein Restaurant zu finanzieren. Sie scheiterten ausnahmslos.

Petz hatte nach Erfahrungen mit ­wankelmütigen Investoren »die Schnauze voll von komplizierter Gastronomie mit Gschisti-gschasti, drei Vordesserts und vier Salzen«. Manche nahmen ihm seine Abkehr von der Spitzen­gastronomie übel, Petz ficht das nicht mehr an. Er machte Pause, stieg dann in die Schokoladenproduktion ein und überraschte noch mehr, als er sich als Küchenchef vom Wiener Badeschiff »outete«.

Betreiber Gerold Ecker fiel schon mit dem ungewöhnlichen Italo-Szenelokal »Expedit« auf. Nun wird sein Badeschiff-Restaurant »Holy Moly!« mit Petz zu einer Adresse, wo man nicht nur zufällig etwas zu sich nimmt. Petz’ neue Küche hat nichts mit vier Hauben, Gabeln, Sternen zu tun. Doch ein Mann wie er kann auch aus preiswerten Zutaten verblüffend komplexe Gerichte basteln. Das Angebot ist klein, entweder man wählt von der Karte und findet dort etwa ein wunderbares Beef Tartare, gelierte Gazpacho im Martiniglas oder Spanferkelschopf.

Lustiger ist es, sich von Petz’ Team in drei bis fünf Gängen bekochen zu lassen. Salopp und doch mit Tischkultur: Essen auf dem BadeschiffDann kommen zum Beispiel Ceviche mit Yuzu-Spargel, Kutteln mit winzigen Moscardini-Tintenfischen oder geschmorte Maibockschulter mit Pfef­fer­mango – allesamt Gerichte mit Pep und Subtilität, die ein Spitzenkoch nun einmal hinbringt, auch wenn er sie billiger anbietet. Denn drei bis fünf Gänge kommen auf € 24,– bis € 35,–. Die Schokodesserts stammen von der Manufaktur Xocolat, die Weinauswahl ist nett, aber klein. Wem das Angebot nicht reicht, der darf gegen Stoppelgeld seine eigenen Bouteillen mitbringen. Wenn das Wetter passt, gibt’s auf dem Festland Susi-Sushi und Steckerlfisch. Petz macht das alles sichtlich Spaß – seinen neuen Gästen auch.

von Alexander Bachl

0GabelnSixpack-Bewertung
Essen 42 von 50
Service 13 von 20                           
Weinkarte 12 von 20
Ambiente 5 von 10 
GESAMT 72 von 100

Holy Moly!
Zugang vom Franz-Josefs-Kai (Schwedenplatz)
T: +43/(0)660/127 17 84
Tgl. 18–1 Uhr
www.badeschiff.at

aus Falstaff 05/2010

Die anderen fünf Restaurant-Kritiken des Sixpack finden Sie links oben.

Alexander Bachl
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