Bachls Sixpack, Teil 5: City Lok

Eine echte Lokomotive ist das Lokal in Wien eins nicht - doch Anton Rusnak ist gerade dabei das »City Lok« in Fahrt zu bringen.

Vielleicht ist es nicht die beste Idee ­aller Zeiten, sein eigenes eben aufgesperrtes Lokal auf der Homepage ­vorweg als »Spitzenrestaurant« zu titulieren. Derlei ­Eigenlob legt die Latte ziemlich hoch. Dabei zeigt Wirt und Küchenchef Anton ­Rusnak durchaus Ansätze, seine neue Gastwirtschaft in Fahrt zu bringen. Zuvor ist das an diesem Ort noch niemandem gelungen, die hallen­artige Lokalität gleich bei der Oper zählt nicht zu den charmantesten Plätzen der Stadt und hat bereits Wirte sonder Zahl verschlissen. Der skurrile Name fußt auf einer Luxusgrillstation aus den USA in Gestalt einer ­kleinen Lokomotive, deren Schlot appetit­anregende Düfte ausstößt. Doch zunächst bleibt’s kalt auf dem Teller. Ein hausgeräucherter Wels in Apfelkren-Aspik mit Selleriecreme, Lardokrusteln und Kräutersalat nimmt das Thema des Wiener Gabelbissens auf, doch so dezent gewürzt bleibt das gesulzte Ding nicht lange in Erinnerung. Das sehr ordentliche Beef Tartare profitiert von einem köstlichen Chutney vom Paradeiser-Guru Erich Stekovics. Bei der gebratenen Gänseleber in Kalbsjus mit geschmortem ­Apfel und Maulbeeren blitzt jenes Können auf, das ­Rusnak in Häusern wie »Le Canard nouveau« in Hamburg oder »Palais Coburg« und »Fabios« in Wien aufgesaugt hat. Und nun zur ­»Pièce de résistance«, der Bistecca vom steirischen Rind aus der Lok. Heimisches Fleisch in dieser Qualität ist eine Rarität, das gute Stück kommt perfekt »medium rare«, innen warm, außen mit zarter Kruste. Doch warum um Himmels willen liegt dieses Prachtstück von Steak in kleinen Tranchen lieblos auf einem wilden Haufen von Paprikastücken drapiert? Warum wird nicht bei Tisch tranchiert? Und warum gibt’s zu feinen Grilladen eine derart müde Auswahl von ­Allerweltsweinen? U.  A.  w.  g.

Sixpack-Bewertung
Essen 42 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 14 von 20
Ambiente 7 von 10
GESAMT 79 von 100

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CITY LOK
Operngasse 14
1010 Wien
T: +43/(0)1/581 20 64
Di.–Sa. 11.30–22 Uhr

www.city-lok.com

Text von Alexander Bachl
Aus Falstaff 03/2012

Alexander Bachl
Alexander Bachl
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