Bachls Sixpack, Teil 4: Schloss Hochhaus

Was Rainer Stranzinger, der angeblich beste Koch Oberösterreichs, im Vorchdorfer »Schloss Hochhaus« auftischt, hat es in sich.

Historische Bausubstanz kann man abreißen, verschandeln, zu Tode renovieren oder verstehen. Der Vorchdorfer Galerist Erich Spitzbart besitzt die eher seltene Gabe, sich in Gebäude einfühlen zu können. In den 80ern verwandelte er sehr sensibel ein altes Bürgerspital zum gerühmten »Tanglberg«.
Nun machte er sich auf, das im Gemeindebesitz stehende und zuletzt nur mehr minder attraktive Schloss Hochhaus zu retten. Er und die Gemeinde nahmen einen sechsstelligen Betrag in die Hand, altes Mobiliar, ein alter Steinboden beim Eingang, rohe Holzböden und schlichte Lampen gaben dem Haus mit Ursprüngen bis 1454 die Würde zurück.
Für die »Software« sorgen »Tanglberg«-Patronne Ricki Staudinger und ihre Töchter, von denen eine praktischerweise auch noch mit »Tanglberg«-
Küchenchef Rainer Stranzinger liiert ist. Der gilt als bester Koch Oberösterreichs und bringt sich nun auch im wenige Schritte nahen Familiengasthaus ein. Eigentlich war gleich zum Start ein recht ambitioniertes Programm angedacht, ein Abgang in der Küche zwang zu einem sanfteren Start.
So liest sich die Karte zwar verblüffend knapp, was aus der Küche kommt, hat es aber in sich. Da wäre einmal eine Rindsuppe von betörender Substanz, drinnen Milzschnitten oder fluffige Kalbsleberknödel, einer davon krustig angebraten. Oder ein frisch abgeschmecktes Kalbsbeuschel.
Zum wunderbaren Wiener vom Strohschwein gibt’s Erdäpfel-Gurken-Romanasalat (gut) und Reis (beliebt, aber sinnlos). Jedenfalls Pflicht: die Kalbsleber. Und: die Marillen-Palatschinken. Die Weinkarte ist noch recht knapp gehalten, ein paar edle Flaschen aus dem »Tanglberg«-Keller liegen aber schon im Schlossgang bereit.

BEWERTUNG
Alexander Bachl
Essen 43 von 50
Service 15 von 20
Weinkarte 15 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 81 von 100


Schloss Hochhaus
Schlossplatz 1
4655 Vorchdorf
T: +43/(0)7614/211 10
Di.–Sa. 10–24, So. 9–15 Uhr
www.schloss-hochhaus.at

Text von Alexander Bachl
aus Falstaff 08/13

Alexander Bachl
Alexander Bachl
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