Im neuen Luxushotels Sans Souci beim Wiener Volkstheater sind die Speisenhochpreisig aber wenig überzeugend.
Gemütlich ist in dieser Branche nichts mehr: Die Gastronomie mutierte zum beinharten Geschäft, Köche stehen im globalen Wettbewerb, Gäste wissen oft mehr als ihre Gastgeber. Fehler verzeiht der Markt kaum mehr, auch Wien erlebte im letzten Jahr Schließungen (»Novelli«, »Como«), weil Konzepte nicht ausreichend goutiert wurden. Es heißt also nachdenken, bevor man sich ins Abenteuer Gastwirtschaft stürzt. Wien erlebte zum Jahreswechsel eine höchst rätselhafte Eröffnung: Das »La Veranda« ist Teil des neuen Luxushotels Sans Souci beim Volkstheater und wurde vom britischen Büro »yoo« hochwertig durchgestylt. Die hochpreisige Speisekarte verheißt eine »klare und unverfälschte Linie« von Küchenchef René Pichler. Und dann wird genau das Gegenteil serviert. Zwei Fünf-Gänge-Menüs stehen zur Wahl, »La Veranda« liegt auf der fleischigen Seite, »White Balance« widmet sich blasseren Zutaten. Gleich zum Einstand wird man Zeuge der Zerstörung eines exzellenten Produkts. Roher Bachsaibling höchster Qualität wird bei Tisch tranchiert, liegt dann aber in einer süßsauren, klebrigen »Caipirinha«-Beize, die dem Tier den Rest gibt. Übrigens – süß wird der begleitende Haupteindruck bleiben, sowohl bei der obersschweren Cremesuppe von der »Largueta-Mandel« als auch beim bis zur Trockenheit confierten bretonischen Seeteufel mit Lebkuchen und weißer Portweinrübe. Einen Ausflug ins bittere Fach gibt es auch noch: Die verbrannt schmeckende Schicht Espressogelee muss man von der Foie gras abheben, um einen Rest von Genuss zu retten, Zitronengelee und Senfgurke dazu hinterlassen weitere Fragezeichen. Trost spendet die außergewöhnliche Selektion von Champagnern, die Weinauswahl ist extravagant, aber auffallend klein.
Sixpack-Bewertung
Essen 42 von 50
Service 17 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 83 von 100
€€€
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La Veranda
Museumstraße 1
1070 Wien
T: +43/(0)1/522 25 20
Täglich 11.30–24 Uhr
www.sanssouci-wien.com
Text von Alexander Bachl
Aus Falstaff Nr. 01/2013
