Bachls Sixpack, Teil 3: Martin

Alexander Mayer taucht im neuen »Martin« wieder auf: gespeist werden kann entweder cosmopolitisch oder wie die »Donaukinder«. Vor allem die Weinkarte mit ihr Preisen entzückt.

Alexander Mayer wird als einer von jenen genannt, die regelmäßig auf- und wieder untertauchen. Und dennoch kann er es nicht mehr hören, als unstet in den gastronomischen Akten geführt zu werden. Tatsächlich blieben drei Orte in Erinnerung, denen er seinen durchaus markanten Kochstempel aufdrückte: das Wiener »Theatercafé«, wo er sogar zwei Schaffensphasen durchlebte, dazwischen das »Salieri« in Salzburg und dann der »Pfarrwirt« in Döbling.

Nicht immer hielten Mayers Patrons ihre ­Zusagen, nicht oft war er kompromissbereit. Denn Mayer ist ein Koch mit großem Herz für Produkte und seine Ideen damit. Nun übertrug ihm sein Freund Martin Graf die (winzige) Küche im neuen »Martin«, einem Lokal in Mariahilf beim Café Sperl, das auch schon allerlei Metamorphosen durchlaufen hatte.

Die jüngste wurde auch dank Architekt Gregor Eichinger ziemlich stimmig, besseres Licht bei Tisch muss man erst einmal finden. Mayer kocht zwei Speisenfolgen namens »Cosmopolit« und »Donaukinder«. Bei Zweiterer kommt ausschließlich Heimisches auf den Teller, etwa ganz wunderbare wilde Traunkrebse mit Schaumsuppe auf Kürbisvelouté mit Königsberger Klöpsen – liest sich leicht irre, harmoniert aber trefflich. Eine geschmorte Wade vom Biokalb liegt in Senfkornjus mit Erdäpfelmousseline. Vom Naschmarkt stammen bretonische Sardinen mit ­Artischocken, weißem Tomatenmousse und dichtem Escabechegelee. Nur bei der subtil gewürzten Geflügel-Kokos-Suppe mit gefülltem Pak-Choi und Wachtel im Filoblatt blitzt der alte Asiaküchen-Fan in Mayer wieder auf. ­

Angesichts der Produkte und des Aufwands speist man hier ausgesprochen günstig, bei der außergewöhnlichen Weinkarte schaut man bisweilen sogar zweimal hin, so schöne Preise stehen da hinter sehr schönen Weinen.

von Alexander Bachl


Sixpack-Bewertung
Essen 44 von 50
Service 16 von 20                           
Weinkarte 15 von 20
Ambiente 7 von 10 
GESAMT 82 von 100

 

Für dieses Lokal liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.

Martin
Gumpendorfer Straße 16
1060 Wien
T: +43/(0)1/974 01 36
Mo.–Fr. 11.30–14.30 Uhr
Mo.–Sa. 18–22.30 Uhr

aus Falstaff 07/2010

Die anderen fünf Restaurant-Kritiken des Sixpack finden Sie links oben.

Alexander Bachl
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