In Punkto Hotelrestaurants überrascht das »Palais Hansen Kempinski« mit einem erfrischend neuen Weg.
Es gab einmal eine Zeit, da zählte ein Spitzenrestaurant zur Standardausstattung eines Fünf-Sterne-Hotels. In London und Paris hält man es noch immer so, in Österreich scheint diese Ära eher der Vergangenheit anzugehören. Die jüngeren Hoteleröffnungen in Wien lieferten mit ihren Gaststätten eher Mittelmaß oder auch Irrwege. Nun überrascht das »Palais Hansen Kempinski« mit einem erfrischend neuen Weg. Das Restaurant »Die Küche« wurde an dieser Stelle bereits lobend erwähnt. Mit etwas Verspätung eröffnete nun auch das exklusivere »Edvard«, benannt nach dem zweiten Vornamen des Palais-Architekten Theophil E. Hansen. Die konsequent grüne Farbgebung reicht bis zum Anzug des Maître in Mint. Und dann gleich die erste Überraschung auf der angenehm kleinen Karte: Bei den Preisen greift man nicht nach den Sternen, bei den Hauptgängen wird bei 25 Euro abgeriegelt. Von seinen Asien-Jahren brachte der junge Kölner Küchenchef Philipp Vogel die Idee mit, Kaninchen – Filet, Sülzchen und Niere (!) – und diverse Aggregatzustände der Karotte mit Yuzu herrlich säuerlich aufzupeppen.
»Ochsenschlepp flüssig« ist eine dichte Consommé mit Fleisch vom Ochsenschwanz und Ravioli mit Markfüllung. Glasig gedämpfter Kabeljau wird von weich gegarten Gurkenscheiben und Bacalao-Bällchen umzingelt, gebundener Gurkensaft und schwarzer Knoblauch umrahmen aromatisch den Fisch. Die in Gestalt eines iPad servierte Weinkarte offenbart nach etwas Übung über 300 Positionen, die – abgesehen von raren Bordeaux – ebenfalls auffallend bodennah kalkuliert sind. Das separate Entree und der überaus liebenswürdige Service sollten es den Wienern leichtermachen, die übliche Schwellenangst vor einem Hotelrestaurant zu überwinden. Hier zahlt es sich aus.
BEWERTUNG
Alexander Bachl
Essen 45 von 50
Service 18 von 20
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 88 von 100
€€€
Für dieses Lokal liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.
Edvard
Palais Hansen Kempinski
Schottenring 24
1010 Wien
T: +43/(0)1/236 10 00
Di.–Sa. 12–14 u. 18–22 Uhr
www.kempinski.com/wien
Text von Alexander Bachl
Aus Falstaff Nr. 03/2013
