Bachls Sixpack, Teil 2: Die Küche

Der junge deutsche Küchenchef Philipp Vogel legt im Wiener Kempinski eine recht stimmige Rotisserie-Küche vor

Einst galt es als normal, in einem Fünf-Sterne-Hotel auch ein hochklassiges Restaurant zu betreiben. Dann folgten Wirtschaftskrisen, und die ga­s­tronomischen Konzepte wurden heruntergebrochen. In Wien bildet das »Palais Coburg« die Ausnahme, sonst kann in Hotels noch in London oder Paris aufregend geschwelgt werden. Auch im »Palais Hansen Kempinski Wien« entschied man sich für den ruhigeren Weg. Das Haus fährt kulinarisch zweigleisig, vor dem »Edvard«, das zur Eröffnung noch nicht fertig war, sperrte »Die Küche« auf. Man sitzt in plüschig-eleganten Nischen, einem Atrium mit vertikalen Gärten oder an einem von zwei Chef’s Tables. Das Konzept verspricht »von Österreichs Großmüttern inspirierte Speisen«, wobei die Damen eher keinen Heilbutt verkocht haben dürften. Doch der Salzwasserfisch bleibt die Ausnahme, tatsächlich legt der junge deutsche Küchenchef Philipp Vogel eine recht stimmige Rotisserie-Küche vor. Beef Tartare vom Wiener­wald-Weiderind wird bei Tisch schön puristisch angemacht. Eine kleine Sensation gelingt mit »Geflügel-Potpourri mit Wurzelgemüse und Grießnockerl«, einer unglaublich intensiven Hühnersuppe mit Innereien, wie es sich gehört. Tranchen vom zartrosa gebratenen Tafelspitz ergeben mit gerösteten Kalbsnierndln, Bries und Frühlings­lauch ein schönes Ganzes. Und als »roast of the day« werden saftige Scheiben vom Spanferkel mit krachigem Schwartel heruntergeschnitten. Zu den Lieferanten zählen die Fleischerei Höllerschmid sowie die Bäckerei Joseph. Die Weinkarte mit Schwerpunkt ­Österreich listet 300 Positionen, die (wie auch das Essen) nicht auf üblichem Fünf-Sterne-­Niveau kalkuliert sind. Kein schlechter Neueinstieg im alten Palais.

BEWERTUNG

Alexander Bachl
Essen 43 von 50
Service 17 von 20
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 85 von 100
€€

Für dieses Lokal liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.

Die Küche
Schottenring 24
1010 Wien
T: +43/(0)1/236 10 00
Täglich 18–22 Uhr
www.kempinski.com/de/wien

Text von Alexander Bachl
Aus Falstaff Nr. 02/2013

Alexander Bachl
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