Bachls Sixpack, Teil 1: Konstantin ­Filippou

In Wien wird nur im »Steirereck« und im »Silvio Nickol« ähnlich aufwendig gekocht.

Da traut sich einer wirklich was. Konstantin Filippou suchte nach seinem ­Abgang im »Novelli« Ende 2011 nicht die Gemütlichkeit einer weiteren Anstellung. An Auszeichnungen hatte er alles errungen, was für ihn drin war. Da weiß einer, dass er was kann, und will sich von niemandem dreinreden lassen. Die Konsequenz: ein ­eigenes Lokal in skandinavischer Schlichtheit an einer leistbaren Ecke der Innenstadt auf eigenes Risiko. Und mit ganz eigenem Stil. In Wien wird nur im »Steirereck« und im »Silvio Nickol« ähnlich aufwendig gekocht. À-la-carte-Esser seien gewarnt: Gerichte können hier nicht beliebig aus beiden ­Menüs herausgelöst werden. Der Chef behält sich vor, Speisenfolgen nur tischweise zu servieren. Wer sich diesem Reglement unterwirft, darf mit höchster ­kulinarischer Belohnung rechnen. So kommt das Gros der Gänge in zwei Kombinationen, etwa Forelle pochiert mit Algen, Reischips und Gurke, auf Teller Nummer zwei hauchdünne Rettichscheiben gefüllt mit Austern, Gurke und darüber chilenische Meeresalgen. Ein Thema, zwei Ideen, zwei Intensitäten. Sub­tilität pur. Schweinebauch, verschiedene ­Zubereitungen von Zwiebeln, knuspriger ­Lardo, Sauerklee und Dotter sorgen für eine glücklich machende Melange der Aromen und Konsistenzen. Beim Taubengang mit tiefroter Brust, knusprig confiertem ­Haxerl, einem Tascherl mit Taubenklein, der angenehm unterlegten Säure von Quitte und einem grandiosen Sud läuft Filippou zur Höchstform auf.

Leise Kritik sei allerdings zu den Desserts angemerkt, die Strahlkraft des Vorangegangenen erreichen diese nämlich (noch) nicht. Gepriesen sei die Weinkarte, wo endlich einmal nicht die hundertste Version des ewig Gleichen feilgeboten wird. Die Geburt eines großen Restaurants.

BEWERTUNG

Alexander Bachl
Essen 48 von 50
Service 18 von 20
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 9 von 10
GESAMT 92 von 100
€€€

Für dieses Lokal liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.

Konstantin Filippou
Dominikanerbastei 17
1010 Wien
T: +43/(0)1/512 22 29
Mo.–Fr. 12–14 u. 18.30–22.30 Uhr
www.konstantinfilippou.com

Text von Alexander Bachl
Aus Falstaff Nr. 03/2013

Alexander Bachl
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