Bachls Restaurant der Woche: Seidl
Stammgäste schätzen die stets hochanständige Küche und die regelmäßig zelebrierten Weinmenüs von Franz Seidl.
Klingt unglaublich lange her, aber Franz Seidl hat sich schon Ende des vorigen Jahrhunderts einen Namen als weinaffiner Wirt gemacht. Sein Gasthaus in Wien 3 zählt zu jenen Adressen, die man als Wissender oder gut Beratener bewusst ansteuert. Denn sonderlich auffällig gibt sich der schlicht ausstaffierte »Seidl« nicht. Stammgäste schätzen die stets hochanständige Küche und die regelmäßig zelebrierten Weinmenüs.
Seit ein paar Wochen hat der »Seidl« nun einen neuen Koch, den der Patron in der »Champions League« verortet. Nicht zu unrecht. Thomas Wohlfarter machte sich einst an Topadressen wie »Amarantis« und »Dombeisl« einen Namen – beide Lokale sind nicht mehr unter uns. Nun tauchte er überraschend in der Vorstadt wieder auf. Die Seidls – Vater Franz übergibt langsam an Sohn Thomas – sind glücklich, Wohlfarter auch. Und belegt, dass der klassische Beisl-Kanon genauso zu seinem Repertoire zählt wie eine mediterran inspirierte Bistro-Küche der Sonderklasse. Sein »Marinierter Kalbskopf mit Paradeisern und Croutons« ist die gerade aufregendste und wunderbarste sommerliche Spielart dieser zumeist sehr deftig dargebotenen Köstlichkeit.
Gegrillte Melanzani mit Kapernvinaigrette und eingelegten Sultaninen und Nüssen sind süßsauer-maghrebinisch abgeschmeckt, dazu gibt’s knusprige gebackene Pulpoaranzini – kleine Reisbällchen mit Tintenfischfleisch. Punktgenau gebratenes Wolfsbarschfilet liegt auf Safran-fenchel mit Oliven und Gnocchi, regelmäßig werden große Braten mündlich zum Verzehr empfohlen. Und sogar aus einer kind-lichen Seltsamkeit wie »Kokosmilchreis mit Himbeeren« macht diese Küche ein ernst zu nehmendes Dessert. Ein Wunsch: Möge dieser Glücksfall einer Konstellation lange währen.
Seidl
Ungargasse 63
1030 Wien
T: +43 1 7131781
www.gasthaus-seidl.at