Wiens erstes Edelbeisl wird neu bespielt von Werner Pichlmaier, seinem Bruder Martin und dessen Frau Christiane.
Es kann Bonus oder Bürde sein, eine alteingesessene Marke zu übernehmen. Im Falle des »Herkner« in Neuwaldegg ist es wohl beides. Viele erinnern sich an den beleibten Koch mit dem »aufschäumenden Temperament« (© Hans Bernert, Kritiker-Legende). Heinz Herkner war Mitte der 1980er-Jahre der erste Aussteiger aus der Nobelgastronomie, er verließ die »Hummerbar« und sperrte in der Vorstadt Wiens erstes »Edelbeisl« auf. Sein Name blieb auch nach seinem Ableben über der Tür – bis jetzt, wo sich die Familie Pichlmaier vom Eigner des Hauses zusichern ließ, zumindest »Pichlmaiers Zum Herkner« daraus zu machen. Werner Pichlmaier war zuletzt Küchenchef im »Sacher«, seinen Bruder Martin und dessen Frau Christiane kennt man aus »Fabios« und »Shiki«. Nun muss die Familie noch die Herkner-Nostalgie loswerden und einen eigenen Stil finden. Die adrett angerichtete gebeizte Lachsforelle mit Rettich und Brunnenkresse wirkt ein wenig wie ein Mitbringsel aus dem Nobelhotel. Viel mehr hierher passt marinierter und gebackener Kalbskopf mit Käferbohnen und Vogerlsalat oder Zunge und Bries vom Kalb mit Sellerie, Haselnuss und ziemlich dicker Demi-Glace. Bei den Hauptspeisen dominieren Wiener Klassiker, wobei beim Gerumpel zwischen enormem Andrang und neuem Herd noch an den Garpunkten gefeilt werden sollte. Das elegant abgeschmeckte Rieslingbeuschel mit Semmel-Lauch-Roulade hätte Herkner sicher sehr geschmeckt. Empfehlung: die in schöner Tradition fein geschichtete Haustorte. Weinliebhabern sei gesagt, der 43er hält vor der Tür. Das nur, weil man hier ab 20 Euro anständige Flaschen bekommt, ab 60 Euro tolle Champagner.
BEWERTUNG
Alexander Bachl © Ingo PertramerAlexander Bachl
2 Falstaff GabelnEssen 43 von 50
Service 17 von 20
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 85 von 100
€€
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Pichlmaiers Zum Herkner
Dornbacher Straße 123
1170 Wien
T: +43 1 4801228
zumherkner.com
Von Alexander Bachl
Weitere aktuelle Restaurantkritiken lesen Sie in der kommenden Ausgabe des Falstaff Magazins Nr. 01/2016 – erscheint am 12. Februar!
