Exzentrische Küche mit philosophischem Ansatz im »Noble Savage«.

Exzentrische Küche mit philosophischem Ansatz im »Noble Savage«.
© Berries and spice

Bachls Restaurant der Woche: Noble Savage

Im Wiener Bistro »Noble Savage« tischt Igor Kuznetsov acht Gänge für alle Abenteuerlustigen auf.

Hier ist so ziemlich alles ein wenig exzentrisch. Da wäre der Name »Noble Savage«, der sich auf Phi­losophen der Aufklärung des 18. Jahrhunderts und deren Ideale einer vorurteilsfreien Welt bezieht. Oder der Küchenchef und Pa­tron Igor Kuznetsov, aufgewachsen im Moskau der Neunzigerjahre, wo es in den Läden nichts Frisches und überhaupt sehr wenig gab. Mit 18 verließ er Russland, lernte Kochen in Japan und dem Baskenland und sperrte 2015 in Wien das »Karma Ramen« auf. Zuletzt werkte er im »INUA«, einem »Noma«-Spin-off in Tokio. Und nun übernahm der Zwei-Meter-Mann das kleine Bis­tro »Reisinger’s« am Wiener Salzgries und lässt es sich nicht nehmen, jedem persönlich sein Tagesangebot vorzutragen.

Zur Aus­wahl standen beim Besuch des Restaurants acht Gänge, entweder allesamt (99 Euro) oder vier zur Auswahl (55 Euro)*, wo­mit zwei Esser die gesamte Karte durchprobieren können. Spannend: Beef Tatar vom X.O.-Beef mit Ketakaviar, dezent scharfer koreanischer Gochujang-Mayo und gerös­tetem Reispulver. Eher unauffällig gibt sich die Vichyssoise aus Lauch und Sellerie, auch beim Zwischengericht Pithivier greift Kuznetsov zum klassisch-französischen Repertoire in Gestalt einer Blätterteigpastete gefüllt mit Kraut und Ei in einer sämigen Sauce aus roten Zwiebeln. Oder man wählt den asiatischen Teiggang, eine gedämpfte Teigtasche mit Thunfisch und Kimchi. Sehr gut: medium rare gebratene Schnitten vom X.O.-Beef mit Kohlrabi. Eher absonderlich: die gabelfeste Roggen-Schokotarte mit koreanischem Reisweineis und Birne. Das unglaubliche Geschirr wurde in Japan zusammengesucht, die Weine abseits des Mainstreams bei Klein- und Kleinstproduzenten. Ein Lokal für kulinarisch Abenteuerlustige, deren Wagemut weitgehend belohnt wird.

* Anm. d. Red.: Das Restaurant wurde vor dem Lockdown besucht. Der Gastronom legt wert auf die Feststellung, dass sich mittlerweile einiges geändert hat. Es gibt aktuell (27.5.2010) nur ein Menü mit acht Gänge um 88 Euro, zudem wurde ein neuer Sommelier engagiert.

Bewertung Alexander Bachl

Essen 44 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 84 von 100

€€

Für dieses Restaurant liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.

Noble Savage
Salzgries 15
1010 Wien
T: +43 664 99498389
noblesavage.at

Erschienen in
Falstaff Nr. 02/2020

Zum Magazin

Alexander Bachl
Alexander Bachl
Autor
Mehr zum Thema