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Bachls Restaurant der Woche: Martinelli

Luigi Barbaros Restaurant im Gewölbe des Palais Harrach in der Wiener Innenstadt wird jetzt von Daniel Kellner bekocht.

Durchhaltevermögen muss man Luigi Barbaro attestieren. Manch ein Lokal in der Wiener City hielt sich nur Monate oder Jahre am Markt. Seine »Trattoria Martinelli« sperrte anno 1994 auf und nähert sich dem Vierteljahrhundert. Optisch präsentiert sich das Gewölbe im Prachtpalais Harrach wie eh.
Kulinarisch setzt das Lokal gerade zu einem Überholmanöver an, ohne die bürgerliche Stammklientel zu verschrecken. Der Patron holte mit Daniel Kellner einen 33-jährigen Wiener an Bord, der sein Wissen einst bei Reinhard Gerer aufsog, aber im »Crazy Lobster« und zuletzt im »Buxbaum« nicht das Glück langfristiger Engagements hatte. Hier muss Kellner natürlich den Pfad der Italianità brav einhalten und Klassiker kochen. Zugleich bringt er im alten Gemäuer neue Eleganz auf den Teller.
Aus Jakobsmuscheln erster Güte macht er ein Tatar mit Passionsfrucht-Emulsion, dazu ein geflämmtes Exemplar mit Avocadocreme und gegrilltem Radicchio Tardivo, einem unterschätzten Wintergemüse. Oktopus-Tentakel werden in Rotwein gekocht, dann gegrillt und kommen mit Erdäpfel-Safranespuma und herzhaftem Ragout aus Paprika und Oliven. Und so die Taube vorrätig ist, ist dieser Doppelgang ein Muss. Die Keule mariniert mit Estragon, sodann paniert und zartest gebacken, dann die dunkelrosa Brust mit Roter Rübe im Salzmantel, betörender Taubensauce und Kräuteröl. Bei der Weinauswahl wird langsam aufgerüstet, neben den Klassikern finden sich auch zeitgeistigere Bouteillen im Keller. Übrigens: Wer sich daran stößt, dass Daniel Kellner kein Italiener ist – Barbaros erster Koch vor 25 Jahren stammte sogar aus Prag.

Bewertung Alexander Bachl

Essen 46 von 50
Service 17 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 87 von 100
€€

Martinelli
Freyung 3
1010 Wien
T: +43 1 5336721
www.barbaro.at

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2019

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Alexander Bachl
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