Bachls Restaurant der Woche: »Lugeck«

So weit muss man es erst einmal bringen. Die Figlmüllers haben es geschafft, Österreichs einzige gastronomische »Trademark« aufzubauen, wo Touristen an zwei Adressen ganz brav Schlangen bilden, um ein sehr platt geklopftes Schweinsschnitzel verdrücken zu dürfen. Mit dieser und einigen anderen Traditionen wurde nun am jüngsten Standort gebrochen. »Figlmüller« ist hier nur ganz klein zu lesen, schließlich gilt es im »Lugeck« eine neue Klientel zu gewinnen. Architekt Gregor Eichinger baute den erfolglosen Standort des von Düsternis geprägten »Little Buddha« zu einer attraktiven Lokalität um, die sich mit tollem Licht, wirtshausgrünen Emaille-Platten von Riess, Resopaltischen und einer prächtigen Freitreppe optisch irgendwo zwischen Pariser Brasserien und Wiener Vorstadtgasthäusern einordnet. Die Küche schlägt einen nicht unähnlichen Bogen und hat die zeitgenössischen Hausaufgaben gemacht. Dry Aged Beef vom Höllerschmid, Porc Noir de Bigorre aus der Buckligen Welt, Blunze vom Dormayer aus Langenzersdorf usw. Dazu zwei Dutzend Craft Biere und eine von Fiona Figlmüller zusammengestellte Weinkarte mit einem Sammelsurium der angesagtesten Winzer von Altenburger bis Roxanich. Das von engagiert bis müde wechselhaft aufgestellte Serviceteam bringt dann – systemgastronomisch schnell oder lähmend langsam – teils brave und teils spannende Gerichte wie Mangold und Rote Rübe mit geriebener Gänseleber und Topinambur, nicht unoriginell adaptierte Klassiker wie ein »Kaisergulasch« vom Kalb mit Kapern, Ingwer und feinen Zitronenzesten-Noten. Oder auch – wofür »Figlmüller« sonst nicht gerade steht – ein anständig souffliertes echtes Wiener Kalbsschnitzel. 

BEWERTUNG
Alexander Bachl © Ingo PertramerAlexander Bachl

Essen 42 von 50
Service 15 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 81 von 100
€€

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Lugeck
Lugeck 4
1010 Wien
T: +43 1 5125060
www.lugeck.com

Von Alexander Bachl  
Aus Falstaff 01/2015