Die Küche in Andreas Mikulits' neuer Wirkungsstätte bietet eine Art Best-of internationaler Klassiker mit dem Versuch, alles ein wenig querzubürsten.
Das gibt natürlich gleich zum Einstieg Gesprächsstoff. Der Name »Liebsteinsky« entsprang nicht des Patrons Fantasie, vielmehr war dieser Teil der Wiener Ringstraße einst nach dem Metternich-Gegenspieler Franz Anton von Kolowrat-Liebsteinsky benannt. Andreas Mikulits kennen viele noch als eloquenten Geschäftsführer des »Novelli« und späteren »Limes«. An dieser noblen Adresse im Palais Pallavicini durfte Mikulits erste Reihe fußfrei erleben, wie schnell die Pendelschläge der Aufs und Abs in der Luxusgastronomie ein Lokal in den finanziellen Abgrund führen können. Was ihn so ziemlich sicher motivierte, sein eigenes Lokal in jeder Hinsicht mittig zu positionieren.
Schönes Holz, türkise Polsterung, angenehmes Licht – so weit zum Interieur, das mit Bildern der Galerie Hilger schöne Blickfänge offeriert. Die Küche bietet eine Art Best-of internationaler Klassiker mit dem Versuch, alles ein wenig querzubürsten. Siehe auch das originelle Beef Tatar »Mizlala«, inspiriert vom Tel Aviver Koch Meir Adonis mit rauchiger Melanzanicreme und Kräutersalat. Noch einmal Raucharomen setzt’s bei Foie gras mit torfigem Lagavulin Whisky, Birne, Haselnuss und Milchbrot, sehr gut. Coq au vin vom Kärntner Biohahn kommt etwas uminterpretiert mit sehr feinem, aber recht leichtem Saftl daher, vielleicht sollte man das Gericht einfach nur anders nennen.
Die Weinkarte gibt sich – für weniger Weinkundige hilfreich – nach Stilen geordnet, »bio« und »orange« sind natürlich auch brav vertreten. Andreas Mikulits sagt, er habe sich am »New York Style« orientiert. Und wie würde man dort so ein Lokal nennen? »Destination restaurant« wohl nicht. »Neighborhood bistro« dürfte es auf den Punkt treffen.
BEWERTUNG
Alexander Bachl © Ingo PertramerAlexander Bachl
Essen 44 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 84 von 100
€€
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Liebsteinsky
Schubertring 6
1010 Wien
T: +43 1 2088976
www.liebsteinsky.at
Von Alexander Bachl
Aus Falstaff 01/2015
