Bachls Restaurant der Woche: Kim

2001 fing alles in einem ehemaligen Copyshop hinter der Volksoper an.
Die Marke »Kim kocht« war im Wortsinn geboren, die quirlige Koreanerin Sohyi Kim stand allabendlich am Herd. Später nahm sie ein Kochstudio dazu, aus dem
kleinen Restaurant wurde ein schönes und berühmtes. Dann ein Naschmarktstand als Sozialprojekt. Übersiedlung vom kleinen Lokal ins große Gourmet-Kaufhaus »Merkur Hoher Markt«, »Kim kocht« als Produkt­linie. Viel erreicht, Grund genug also, das Leben in ruhigere Bahnen zu lenken. Wer dachte, so würde es wohl kommen, kennt Sohyi Kim nicht wirklich. Zudem nahte der Fünfziger, Zeit für Neues. Der Naschmarkt war inzwischen Geschichte.

Die alten Gäste konnten sich mit der Idee, am Abend im Supermarkt zu dinieren, nicht anfreunden. Also adaptierte man das Konzept bei »Merkur« derart, dass Kims Präsenz nicht zwingend ist. Und nun – zurück zum Ursprung. Ein kleiner Laden in der Währinger Straße wurde in aller Stille zu »Kim«, maximal zwölf Menschen werden an Hochtischen sehr persönlich bekocht.

Am Abend gibt’s nur ein großes Menü zu neun Gängen – groß in jederlei Wortsinn. Cobia-Sashimi (ein fest­fleischiges Tier, hört auch auf den schönen Namen »Offiziersbarsch«) mit Limettenöl, Tomatenchutney und marokkanischer Minze auf Mandelmousse – eine Hommage an die Küche Israels und absolut großartig. Kon­fierte Kartoffel mit Thai­mangosalat – so kann vegetarisch. Heilbutt in fermentiertem Sesamblatt mit süßem Miso plus Eiernudeln mit Wokgemüse, ein Beispiel, wie man mit Fermentiertem kundig umgeht. Und so weiter. Der Ess-Tarif: pauschal ein Hunderter. Dazu Champagner und ein paar österreichische Weine, es sollen bald mehr werden. So »einfach« kann Spitzenküche gehen.

BEWERTUNG
Alexander Bachl © Ingo PertramerAlexander Bachl
Essen 47 von 50
Service 17 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 9 von 10
GESAMT 89 von 100
€€€

»Kim«
Währinger Straße 46
1090 Wien
T: +43/(0)664/425 88 66
www.kim.wien

Von Alexander Bachl
Aus Falstaff 07/2015