Bachls Restaurant der Woche: Jamie's Italian
Nach weltweit 50 Filialen, hat nun auch in Wien ein Franchise-Lokal von Englands berühmtesten Koch, Jamie Oliver, eröffnet.
Der Wiener Lueger-Platz, an dem ein interkontinentales Franchise-Lokal einzog, bietet Stoff für Vergleiche. Auf der einen Seite lockt »Jamie’s Italian«. Über fünfzig Filialen zählt das 2008 vom britischen Vermarktungsgenie Jamie Oliver entwickelte Konzept heute. In Wien versucht damit eine ungarische Gastronomiegruppe ihr Glück. Schräg gegenüber betreibt »Plachutta« sein Flaggschiff. Beide Restaurants sind der Systemgastronomie zuzurechnen. Mario Plachutta hatte x-fach Angebote am Tisch, sein Konzept in New York, London oder sonstwo zu vervielfältigen. Er lehnte ab, weil konstante Qualität an permanente Kontrolle gebunden ist. Was im globalen Maßstab nur einige sehr wenige schaffen.
»Jamie’s Italian« in Wien zählt vorläufig nicht dazu. Warum? Weil es keinen Spaß macht, zu Tode frittierten Tintenfisch in eine schmackhafte Limonen-Chili-Mayo zu tunken. Weil Oliver erblassen würde, müsste er die staubtrocken gebratene Freilandhendlbrust »Cacciatore« selber essen. Weil es eine seltsame Idee ist, geschmacksneutrale Lammkoteletts auf einem Brett als Bastelsatz mit Nüssen, Zwiebelringen, Minze und Joghurt aufgetischt zu bekommen. Doch dann reißt die Serie ab. »Unsere berühmten Linguine« mit Garnelen und scharfer Fenchel-Tomaten-Sauce schmeckten richtig »yummy«. Die zahlreich Blasen werfende knusprige Pizza »Hot Italian« ist ein köstliches Kontrastprogramm zur ewig weichen neapolitanischen Spielart, die Wien erobert hat. Und für die Himbeer-Honigwaben-Pavlova könnte auch so mancher wiederkommen. Ins teils aus London gesteuerte Weinangebot haben sich Freigeister wie »Himmel auf Erden« von Tschida gemischt. Am Wiener Platz völlig neu: Siebzig Prozent der Plätze sind Spontangästen vorbehalten, Wartezeit inklusive.
Jamie’s Italian
Dr.-Karl-Lueger-Platz 5
1010 Wien
www.jamiesitalian.at