Bachls Restaurant der Woche: »Herbeck«

Man muss den Gersthofern gratulieren zu diesem Glücksfall von einem Beisl. Die vor Jahresfrist verblichenen »Herbeck Stuben«, ein Gasthaus ältlicher Bauart, heißen nun schlicht »Herbeck«. Dazwischen liegt eine der gelungensten Beisl-Exhumierungen der letzten Jahre. Wolfgang Nemeth, der sich sonst mit feinen Pasteten befasst, erwarb das Lokal inklusive Prachtgarten, legte den alten Kern samt brauner Lamperie frei und ergänzte den fehlenden Rest weitgehend stilsicher. Barbara Bonka aus der gleichnamigen Wirtshausdynastie und Michael Kantor – beide mit den lokalen Bedürfnissen vertraut – schupfen den operativen Part.

Ausflüge ins höhere Fach – Stichwort »Edelbeisl« – finden hier nicht statt. Die Küche bleibt dem Kanon der Wiener Küche verhaftet, nicht ohne eine Prise Zeitgeist. Nein, »Gabelbissen« ist hier kein mit Aspik gefülltes Pappschüsserl, die Zutaten liegen dekonstruiert nebeneinander auf dem Teller in Gestalt von erstklassigem Kochschinken und russischem Salat. Highlight unter den Vorspeisen ist aber zweifellos die »Jiddische Hühnerleber« im Weckglas, fein säuerlich, cremig, dazu ein dottergelbes Brioche. Herrlich. In der dezent scharfen ungarischen Fischsuppe mit püriertem Paprika schwimmt ein Stück Zander. Die geröstete Leber »vom Bullen« kommt in sämigem Zwiebelsafterl. Die Biere stammen aus Wei­­tra und Zwettl, die Weine querbeet von spannenden Gütern, auch ein paar schöne Flaschen aus Deutschland, Italien und Frankreich liegen im Keller. All jenen, die ein Ausflug gen Gersthof an das Wort Weltreise gemahnt, sei gesagt: Der 40er, dessen Wege vor dem »Herbeck« enden, rattert in 17 Minuten von der Uni in dieses Vorstadtidyll.

BEWERTUNG
Alexander Bachl © Ingo PertramerAlexander Bachl
Essen 43 von 50
Service 17 von 20
Weinkarte 15 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 83 von 100
€€

Herbeck
Scheibenbergstraße 11
1180 Wien
T: +43 1 4703757
www.herbeck.wien

Von Alexander Bachl  
Aus Falstaff 03/2015