Im Nordbahnhof-Viertel sperrte die adrette Filiale drei des Sozialprojekts auf.

Im Nordbahnhof-Viertel sperrte die adrette Filiale drei des Sozialprojekts auf.
© Tim Dornaus

Bachls Restaurant der Woche: Habibi & Hawara

Auch in der dritten Filiale des Sozialprojekts im Wiener Nordbahnhof-Viertel sorgen Geflüchtete für das Wohl der Gäste – mit einem Mix aus orientalischer und österreichischer Küche.

Wer sich an einem windig-kalten Abend durch die Stadtentwicklungszone Nordbahnhof-Viertel bewegt, mag sich in einem Endzeitfilm wähnen. Menschliche Wesen sind auf den breiten Boulevards rar. Bürohäuser leuchten gespenstisch. Umso überraschender ist dann die Belegung im einzigen Lokal weit und breit. Die dritte Filiale des »Habibi & Hawara« – dem von Martin Rohla initiierten Sozialprojekt für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund – ist ein erfolgreiches Statement gegen Intoleranz. Und zeigt am Beispiel von Mohammad Aljassem, wie Integration funktionieren kann. Der syrische Kriegsflüchtling fing als Gehilfe im Ur- »Habibi« in Wien 1 an, jetzt ist er hier Küchenchef und zugleich Teilhaber.

Im adrett mit Orient-Versatzstücken eingerich­teten Restaurant labt man sich mittags am Buffet, und auch abends muss keiner viel nachdenken. Das sozial eingepreiste »Family-Dinner-Set-Menü« zu 23,90 Euro bietet tischweise eine Batterie von Tellerchen und Schüsselchen voller orientalischer Happen in mindestens solider und oft exzellenter Zubereitung. Ganz wunderbar: Tabouleh, jener Salat aus Bulgur, Paradeisern, Schalotten, Zitrone und vor allem ganz viel Petersilie. Oder Labneh, libanesischer Frischkäse mit Minze und Oliven. Jedenfalls kommt danach ein Eintopf, oft vom Lamm, dazu weich geschmurgelte Okraschoten im Paradeisersud. Oder man greift à la carte zu zart gebratenem Chicken Shawarma, dem orientalischen Snack mit Tahina im Fladenbrot-Beutel. Als Hausbier auf das Wiener Original von Ottakringer zu setzen, ist eine gute Idee. Und bei der kleinen Weinselektion – fast nur Bio – hat sich auch wer was ge­dacht. Und wenn’s beim Service ab und zu rumpelt – stets an die Idee des Lokals denken.

Bewertung Alexander Bachl

Essen 42 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 14 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 80 von 100

Für dieses Lokal liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.

Habibi & Hawara
Bruno-Marek-Allee 23
1020 Wien
T: +43 1 2127534
habibi.at

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2020

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Alexander Bachl
Alexander Bachl
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