Bachls Restaurant der Woche: Grand Ferdinand

Hotelessen ist gleich Steak, Clubsandwich und Crème brûlée. Auch das gibt es im neuen »Grand Ferdinand«, der kleinen feinen Hotelgruppe des Grazers Florian Weitzer. Allerdings nur für Hotelgäste in der »Grand Étage« am Dach. Das Hauptrestaurant zu ebener Erde präsentiert sich mit Lobmeyer-Lustern, Thonetgestühl und schönen Zementfliesen als altösterreichischer Salon. Und dieser Stil setzt sich in richtig strenger Manier auf der Speisekarte fort. Nicht ein Petersilienblatt ziert die klassischen Gerichte, kein Tupfer von irgendwas lenkt ab. Derart »nackt« legen sonst allenfalls die Köche der traditionellsten Pariser Bistros das Essen auf den Teller. Wen gar nichts ablenkt, der sieht natürlich ganz genau hin. In die schön grob strukturierte »Jiddische Geflügelleber mit Piment« wurden gehackte, hart gekochte Eier gemischt. Klassisch gut. Am besten kann die Küche Innereien, diese zarte Rindsleber (und nicht »Rinderleber«) mit herrlichem Zwiebel-Majoran-Safterl und wunderbar gedünstetem Reis lohnt die Einkehr. Ein zweifellos gar flaumiges »Fleisch­laberl à la Metternich« auf Blatt­spinat mit pochiertem Ei ist als teuerstes Einzelgericht gelistet und lässt die Gedanken abschweifen an die 27 Millionen Euro Investitionskosten, die möglicherweise zeitnah hereinzuspielen sind.

Großartig der Rindfleischwagen mit Tafelspitz, Hüferscherzerl und Co., der schon nach der kurzen Zeit zu den besten seiner Art in der Stadt zählt. Wien hat wieder ein Hotel-Restaurant mit großartiger lokaler Küche. Das wird auch schon von vielen Anrainern dankbar goutiert, was an der Frequenz des »Grand Ferdinand« positiv festzumachen ist.

BEWERTUNG
Alexander Bachl © Ingo PertramerAlexander Bachl
Essen 42 von 50
Service 17 von 20
Weinkarte 15 von 20
Ambiente 9 von 10
GESAMT 83 von 100
€€

Für dieses Lokal liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.

Grand Ferdinand
Schubertring 10–12
1010 Wien
T: +43 1 91880300
www.grandferdinand.com

Von Alexander Bachl
Aus Falstaff 08/2015