Weil der Patron und Koch ursprünglich aus London stammt, griff man zum Englischen. »Grace« ist ein Wort mit vielfältigen Bedeutungen – von Gnade über Tischgebet bis zu Anmut und Liebreiz reicht die Auswahl. Die letztgenannten dürften Petra und Oliver Lucas bei der Benennung ihres Lokals inspiriert haben, spiegelt deren Bedeutung treffend den Küchenstil des Hauses.

Lucas lernte bei Heinz Reitbauer im »Steirereck« und werkte dort zuletzt als Souschef. Nun machte er sich mit seiner Frau selbständig und übernahm in Wieden ein altes Gasthaus mit prächtigem Hofgarten. Drinnen mischt sich altes Beislholz mit neuen Grautönen, ob das fahle Licht die fein ziselierten Speisen ins rechte Licht zu rücken vermag, wird erst die dunkle Jahreszeit zeigen. Am Teller geht’s nämlich filigran zu – gar nicht Edelbeisl, eher »finest dining« im Kleinen. Denn die Karte listet ganze acht Gerichte, zu zweit lässt sich das Gesamtangebot leicht durchnehmen. Auf der ganz milden Seite: dünner marinierter Kürbis, Tomaten, Lavendel und Liebstöckel. 

Eine Nuance auffälliger und auch spannender: diverse Rüben auf Schafkäsecreme mit Rosenaromen. Bei den Fischen wird es bei Scholle mit Karotte, Kokos und Zitronenkraut erstmals etwas intensiver. Fleisch serviert Lucas in zwei Gängen, etwa ein präzise knusprig gebratenes Perlhuhn mit Eierschwammerln und Erbsen samt grüner und eher blasser Sauce, gefolgt von Ragout in Blätterteig – fast verschwunden, so hat man das einst serviert. Dezent wie fast alles auch der Schluss – Beeren mit Topfen, Holunder und Butterkeks. Die kleine Weinkarte wird Genusstrinkern Freude bereiten. Fast obligatorisch: Taittinger 2006 glasweise zum Freundschaftstarif von 14,– Euro.