Bachls Restaurant der Woche: Geschmackstempel
Im »Geschmacks-Tempel« in der Wiener Leopoldstadt tischt der neue Wirt Thomas Edlinger italienische und wienerische Spezialitäten auf.
Über Jahrzehnte ein in einem Hinterhof sehr gut verstecktes Lokal zu führen, verdient Respekt. Rudolf Warzwiesingers »Tempel« galt in den Neunzigern als Szene-Beisl, irgendwann wurde diese Art von Lokal mit einer Küche, die sich vom klassischen Wiener Küchenkanon emanzipiert hatte, zum Normalfall. Jetzt wurde das Beisl neu übernommen und mutierte zum »Geschmacks-Tempel«. Neuer Wirt ist Thomas Edlinger, zuvor gemeinsam mit Dauerkompagnon Wolfgang Hetzel Patron des Edel-Italieners »Pan e Wien« in Wien-Landstraße, heute die »Bar3«. Und einst mischte er auch im Palais Liechtenstein in der Top-Gastronomie mit. Hier in der Leopoldstadt gibt sich Edlinger so bodennah wie das charmant antiquierte Bistro-Interieur.
Die Karte offeriert eine Mischung aus Italianità und Wienerischem. So ist Risotto hier eine Bank, lange genug hat Edlinger einst im Dritten das Reisrühren perfektioniert. Viele seiner Gerichte sind schlichte Kombinationen guter Produkte. Kalt – und recht intensiv – geräuchertes Hirschcarpaccio aus der Lobau wird mit gebratenem Topinambur und eingelegten Brombeeren aufgetragen. Warm gibt’s selbiges Tier in Gestalt eines soufflierten Hirschkalbsschnitzels mit Kartoffelsalat und – ausnahmsweise passend – Preiselbeeren. Und auch sonst begibt sich die Küche nicht in den Verdacht, besonders auffallen zu wollen. Wer beim Bestellen nicht aufpasst, findet die gleiche Zutat mehrfach am Teller. Ein netter, aber sehr süßer Abschluss: Mannerschnittenparfait mit Birnenragout. Ungewöhnliche Extravaganzen dann in der kleinen Weinkarte, wo die hochpreisigen Weine von Clemens Strobl aus der eher durchschnittlichen
Auswahl hervorstechen.
Für dieses Restaurant liegt im Falstaff Restaurantguide noch keine Bewertung vor.
Geschmacks-Tempel
Praterstraße 56/12
1020 Wien
T: +43 1 12140179
geschmacks-tempel.at