Im 9. Bezirk eröffnete der Prototyp eines ganz und gar empfehlenswerten »Neighbourhood-Lokals«.
Freßgass’ nennen die Frankfurter einen legendären Straßenzug mit einer außergewöhnlichen Dichte an Speiselokalen, Delikatessgeschäften und anderen kulinarischen Etablissements. Wenn in Wien eine Häuserzeile diese Bezeichnung verdient, so ist es die Servitengasse in Wien-Alsergrund. Warum es hier auf wenigen Dutzend Metern vor netten Lokalen, Chocolatiers, Feinkostboutiquen und Nudeldruckereien nur so strotzt, ist unerforscht. Den Genießern aus der Umgebung kann es auch herzlich egal sein, sie können täglich aus dem Vollen schöpfen, während man in weiten Teilen der Stadt wiederum darben muss. Und nun gibt es dort schon wieder einen Neuzugang: Die »Serviette«, ein schon mehrfach wenig aufregend bespieltes hübsches kleines Restaurant, wurde von Marko Godinic, dem
Patron des ebenfalls dort ansäßigen »Essenti«, mit übernommen. In der Küche steht ein Mann, der einst in der »Cantinetta« mediterran kochen lernte. Nun ist es nicht so, dass man wegen der neuen Karte der »Serviette« gleich die halbe Stadt durchqueren muss. Wer allerdings im Umfeld residiert, darf sich über den Prototyp eines ganz und gar empfehlenswerten »Neighbourhood-Lokals« freuen.
Unprätentiöse Küche, überaus freundliche Bedienung und eine kleine Weinauswahl, bei der alles glasweise zu haben ist, füllen allabendlich die Bude bis zum letzten Platz. So genießt man etwa zur unorthodoxen Kombi von recht tomatigem Beef Tatar und schön zartem Oktopus den »Kreutles« von Peter Veyder-Malberg, zur herrlich gatschigen Parmigiana di Melanzane einen netten weißen Bordeaux oder zur zartrosa venezianischen Kalbsleber einen Blaufränkisch Moric. Dringende Schlussempfehlung: der krachig karamellisierte Nussschmarren. Man könnte ihn zweimal essen.
BEWERTUNG
Alexander Bachl © Ingo PertramerAlexander Bachl
Essen 43 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 15 von 20
Ambiente 8 von 10
GESAMT 82 von 100
€€
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Die Serviette
Servitengasse 4
1090 Wien
T: +43 699 18037510
www.die-serviette.at
Von Alexander Bachl
aus Falstaff 08/2014
