Bachls Restaurant der Woche: Das Loft
Nach mehreren Turbulenzen in der Küche hat sich Das Loft in Wien erneut auf hohes Geschmacks-Niveau begeben.
Das hat dieser begnadete schöne Ort nicht verdient. Die puristische Architektur von Jean Nouvel, die wunderbare Leuchtdecke von Pipilotti Rist, der beste Ausblick auf Wien – und dazu die seit Jahren wirrste Küchenperformance der Stadt. Elsässisch, griechisch-asiatisch, dann würzfreudig-experimentell und zuletzt orientierungslos. Seit vielen Jahren ging ein Teil der Wiener »Foodies« primär wegen der grandiosen Weinexpertise von Sommelier Steve Breitzke hin. Nun ist der auch noch weg und macht sich selbstständig (Weinbistro »MAST«, ab Mai). Doch dafür landete man endlich wieder einmal einen Volltreffer in der Küche.
Der konzernintern aus dem Münchner »Sofitel« nach Wien gewechselte Anton Gschwendtner ist ein Mann mit dem Potenzial, diesen Ort kulinarisch zu retten. Und die stets forcierte Kalkulation korreliert nun mit dem Niveau der Küche.Gschwendtner liebt tolle Produkte und stellt die und weniger sich in den Mittelpunkt. Sprich – die Töne sind leise, Subtilität ist das neue Motto hier oben. »Hummer-Bisque« wird mit weißem Port und Weinbrand montiert, drinnen finden sich Hummerravioli aus hauchdünnem Wan-Tan-Teig, dazu süßsaure Karotten und Verbene. Komplex und hochelegant. Fregola, jene winzigen sardinischen Pastakügelchen, mixt die Küche mit Radicchio Trevisano, Parmesan, eingelegten Vogelbeeren und Schaum aus Piemonteser Haselnüssen. So will man öfter vegetarisch essen. Aromatisches steirisches Hendl, klassisch abgebraten, wird mit gebratenem Spitzkohl und Selleriepüree serviert und bekommt dank Umeboshi (japanischen Verwandten der Marille) und Weizengras eine neue Dimension. Danach aufregende und nur dezent süße Desserts. Es zahlt sich wieder aus, den Aufzug nach oben zu nehmen.
Das Loft
Praterstraße 1
1020 Wien
T: +43 1 906168110
www.dasloftwien.at
Aus dem Falstaff Magazin Nr. 03/2017